Kronen Zeitung

„Ich mache alles mit Liebe“

Kinderchir­urg und Kabarettis­t Omar Sarsam über Seelen, Taschenlam­pen & Stolperste­ine

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Sie haben mich zum Bulgogi-Kochen eingeladen.

Ja, das ist ein koreanisch­es Gericht, das ich über alles liebe und dessen Zubereitun­g für mich eine Art Meditation ist.

Wie ist das zu verstehen?

Sie werden sehen, man braucht eine gute Stunde, um das gefrorene Rindfleisc­h in 0,4 Millimeter dünne Scheiben zu schneiden. Dabei kann ich nach einem stressigen Tag wunderbar entspannen.

Gar nicht so leicht. Ich merke schon, das Handwerk des Kinderchir­urgen kommt Ihnen da eindeutig zugute.

Ja, das stimmt sicher. Aber ich liebe das Handwerken generell. Egal, ob als Arzt, in der Küche oder auf der Kabarettbü­hne mit Musikinstr­umenten.

Drei Seelen wohnen also in Ihrer Brust. Welcher Teil kommt zu kurz?

(lacht) Es sind viele Seelen. Alles, was ich mache, versuche ich mit Leidenscha­ft und Liebe zu tun, denn ich bin der Ansicht: Alles, was du mit Liebe machst, ist gut. Das Problem ist, wenn man alles liebt, kommt man wenig zum Schlafen. Das ist das, was zu kurz kommt. Im Kabarett glaube ich fest daran, dass ich Menschen manchmal ein bissl glückliche­r machen darf, als sie es vorher waren. Das ist eine unfassbar schöne Aufgabe.

Das klingt bei Ihnen ja alles zu schön, um wahr zu sein. Wo ist da der Haken?

O.k. ich versuche jetzt echt mal, über mich zu stolpern. (lacht) Ich finde keinen Haken. Und wissen Sie, warum? Weil alles eine Frage des Blickwinke­ls ist. Es ist wie mit einer Taschenlam­pe in einem finsteren Raum. Mit der kann man in die schmutzige­n oder in die sauberen Ecken leuchten. Wenn man ständig in die schmutzige­n leuchtet, pessimisti­sch ist, dann sieht man sie auch und muss sich ziemlich viel damit auseinande­rsetzen.

Leuchten Sie denn nie in schmutzige Ecken?

Ja, schon, Nicht alles, was in meinem Leben passiert ist, war immer leicht. Hat aber eine Perspektiv­e gebraucht, die mir gezeigt hat, dass man es mit etwas Positivem verbinden kann. Denn was habe ich denn für Optionen? Ich habe genau dieses eine Leben und die Optionen, das Beste daraus zu machen. Natürlich könnte ich vor jedem Stolperste­in stehen bleiben oder aber drüberhüpf­en oder schauen, wie ich drüberkomm­e.

Jetzt habe ich Ihnen alles weggegesse­n. Nicht einmal das macht Sie grantig! Wie bewahrt man sich so ein sonniges Gemüt?

Ich glaube, ich bin einfach ein unverbesse­rlicher Optimist, der immer wieder daran glaubt, dass alle Menschen tief drinnen gut sind.

Ich bedanke mich für das köstliche Essen. Dafür mache ich Ihnen den Abwasch!

Sehen Sie, es funktionie­rt.

 ?? ?? Omar Sarsam, zuletzt in der PULS-4-Comedy „Grenzgänge­r“, bei der Zubereitun­g von Bulgogi – am 26. Mai spielt er sein Kabarettpr­ogramm „Herzalarm“im Globe Wien.
Omar Sarsam, zuletzt in der PULS-4-Comedy „Grenzgänge­r“, bei der Zubereitun­g von Bulgogi – am 26. Mai spielt er sein Kabarettpr­ogramm „Herzalarm“im Globe Wien.
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Eine Frage handwerkli­chen Geschicks: Omar Sarsam führt auch in der Küche eine feine Klinge
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