Treten nach unten
Die Indexierung der Familienbeihilfe trifft in erster Linie Menschen, die bei uns am absolut untersten Ende der Erwerbskette stehen.
Sie verrichten Arbeiten, die Autochthone nie und nimmer für diese Entlohnung und Arbeitsbedingungen machen würden. Oft arbeiten sie als Scheinselbstständige in der Pflege und sind von der Willkür der Vermittlungsagenturen abhängig. Wenn sie in Branchen mit KV arbeiten, ist dieser oftmals das Papier nicht wert, worauf er geschrieben ist. Arbeitszeitgesetze sind meist eine Farce. Überstunden werden, wenn überhaupt, schwarz und weit unter dem ausbezahlt, was diesen Menschen zustehen würde. Politische Vertretung haben sie nicht. Theoretisch könnten sie zur Arbeiterkammer oder Gewerkschaft gehen, aber wie viele machen das schon? Die meisten sind froh, wenn sie überhaupt eine Arbeit haben, und nehmen die schlechten Bedingungen als gegeben hin.
Diese Menschen schenken unser Bier ein, kümmern sich um die Alten und putzen Zimmer in den Touristengebieten für Gehälter und Arbeitsbedingungen, die mehr schlecht als recht sind. Und wenn man dieses Thema anspricht, bekommt man immer zu hören, dass sie froh sein sollen, da die Lebenserhaltungskosten zu Hause doch so niedrig seien. Und die Kürzung der Familienbeihilfe ist sowieso gerechtfertigt. Sie sollen froh sein, dass sie einen Job haben.
Dass wir ohne diese Menschen schon längst massive Probleme in der Gastro und der Pflege hätten, ist dabei egal. Das zählt nicht. Dass dieses Denken die eigene Position konterkariert, da Arbeitsbedingungen und Löhne damit weiter nach unten lizitiert werden, ebenso wenig.
Es ist traurig für mich zu beobachten, wie sehr das Treten nach unten unser Denken übernommen hat. Andreas Laszakovits, per E-Mail