Robert Redfords Credo: Werde Mensch!
Aktuell fesselt er uns im Film „Ein Gauner & Gentleman“. Und denkt doch daran aufzuhören. Der 82-Jährige will nicht länger vor der Kamera stehen. Ein Abschiedsgeschenk?
Man hat so viele Bilder von ihm im Kopf. Und Filmszenen. Und alle sind sie unauslöschlich. Ein Komet in unserem kollektiven Gedächtnis, das ist Robert Redford! Mit „Ein Gauner & Gentleman“(jetzt im Kino!) liefert er als Bankräuber eine kriminell gute Performance ab, gereift, gealtert, und er lässt dabei sein Charisma wie gewittriges Wetterleuchten aufblitzen. Einem amerikanischen Medium vertraute er an, sich aus dem Schauspielerberuf zurückziehen zu wollen. Und überhaupt würde das Regieführen besser zu seinem Alter passen.
Ein Hauch von Lebensinventur klang bei Robert Redford bereits im Herbst 2017 in Venedig anlässlich der Verleihung des Ehrenlöwen an ihn durch. Ein Auszug des Gesprächs.
„Das Leben hat mir einen Logenplatz in der großen Galerie zugewiesen,“sagt Redford lächelnd und blickt auf die Lagune hinaus. Ein Strahlenkranz an Blinzelfältchen tanzt um seine Augen. Er seufzt: „Ich liebe Italien!“Und beginnt zu erzählen: „Ich bin mit 18 weg von Santa Monica und durch Europa gereist, mit der romantischen Vorstellung, Kunst zu studieren. Deshalb bin ich auch nach Italien gegangen. Ich wollte Maler werden . . . Der alte Kontinent war zu der Zeit noch schwer vom Krieg gezeichnet. Aber ich traf hier viele tolle junge Menschen, Studenten, die ein politisches Bewusstsein hatten. Ich ging damals ständig in Bars und Cafés, nur um Zeitungen zu lesen, um überhaupt mitreden zu können.“
Mr. Redford, wäre nicht auch die Politik für Sie ein interessantes Terrain gewesen? R. Redford: „Nein, dazu bin ich zu unangepasst. Ich stehe lieber außerhalb eines Systems, um es besser kritisieren zu können.“War Ihre Berufswahl also Glück? R.
Redford: „Die eigene Wandlungsfähigkeit auszutesten, das ist schon was . . . Das hat mich immer gereizt. Glück? Das ist so ein inflationäres Wort. Heute laufen alle irgendeinem Glücksversprechen nach. Es braucht auch Salz in der Harmoniesuppe.“
„Das Alter muss man akzeptieren“
Mr. Redford, Stars prägen in unseren Tagen das Schönheitsideal vieler Jugendlicher . . . R. Redford: „Aus der Nummer bin ich raus, finden Sie nicht? Man muss doch irgendwann lernen, das Alter zu akzeptieren. Es ist unser Leben, das sich in unseren Gesichtern widerspiegelt, was uns traurig oder glücklich gemacht hat, erschüttert, berührt hat. Wer zum Schönheitschirurgen geht, löscht einen Teil dieser Geschichten.“
Sind Lebensziele sinnvoll? R. Redford: „Manche nur bedingt. Eines aber immer: Werde Mensch! Ein Prädikat, das man sich jeden Tag neu erwerben muss.“
Als Gentleman-Gauner im Kino hat Robert Redford seine Abschiedsvorstellung gegeben. Sagt er. Doch seine private wie cineastische Strahlkraft ist ungebrochen. Die Magie eines (Kino-)Helden liegt im bestechenden Auftritt und im unsterblichen Abgang.