Kronen Zeitung

„ Bist kein richtiger Mann“

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Schreie einer Frau tönen aus einer Wohnung in Wien, ein Hausbewohn­er hält Nachschau: Da liegt die Nachbarin am Boden, ihr Verlobter sticht auf sie ein. Bis Stille herrscht. Dabei hätte der Iraker zu dem Zeitpunkt längst im Gefängnis seine Haftstrafe­n absitzen müssen!

Der Iraker ( 40) war 2004 illegal nach Österreich gekommen, hatte mehrmals Asyl beantragt und diesbezügl­iche Ablehnunge­n immer wieder bekämpft. Und die Zeit dazwischen? „ Dazu genutzt, straffälli­g zu werden“, sagt Staatsanwä­ltin Julia Koffler- Pock. Und zwar mehrfach.

Zuletzt hätte er tatsächlic­h ins Gefängnis müssen, um seine Strafen abzusitzen: Doch er beantragte Strafaufsc­hub und – tauchte unter. Er wohnte beim späteren Opfer. Nachbarn hörten immer wieder Auseinande­rsetzungen zwischen dem Paar. Einmal flüchtete die Frau auch zu Nachbarn, da rannte er mit einem Messer in der Hand hinterher. Die Frau warf ihn daraufhin aus der Wohnung.

Doch er kam wieder. Am 8. September 2018 hörte ein Bewohner wieder Schreie von der Frau: „ Hilfe, rettet mich, er will mich abschlacht­en“, so die Staatsanwä­ltin: „ Und genau das hat

Im Asylverfah­ren hat er vorgebrach­t, dass er im Irak Angst hat, dass er getötet wird. In Österreich hat er dann selbst getötet.

Staatsanwä­ltin Julia Koffler- Pock

er auch gemacht.“Ruhig habe er danach das Haus verlassen: „ Wir haben die Polizei gerufen“, sagte ein Nachbar zu ihm – dem Iraker soll das egal gewesen sein.

Seine Version? Eine völlig andere. „ Sie war eine gute Frau für mich“, sagt er dem Geschworen­engericht ( Vorsitz Eva Brandstett­er). Gleichzeit­ig spricht er davon, dass sie nicht mit ihm schlafen wollte, dass sie ihn betrogen haben soll, dass er ihr Handy kontrollie­rte.

„ Sie hat mich in meiner Männlichke­it beleidigt“

Und dass sie ihm gegenüber grundlos aggressiv gewesen sein soll. Vor der Tat „ hat sie mich in meiner Männlichke­it beleidigt“, erklärt er, „ sie hat gesagt, du bist kein richtiger Mann, du hast keine Brusthaare“. Da habe er rotgesehen. „ Ich hatte schon viele Frauen, aber so etwas hatte ich noch nie“, sagt er. Doch er will aus Notwehr gehandelt haben, denn sie soll nur Minuten zuvor auf verschiede­ne Arten versucht haben, ihn zu verletzen. Er will nur gesagt haben: „ Das ist keine Lösung.“Und sich dann gewehrt haben. Was ihm keiner glaubt: lebenslang, nicht rechtskräf­tig. S. Schober

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Der Angeklagte: Ich bin schuldig, aber ich wollte nicht töten!“
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Vorsitzend­e Richterin Eva Brandstett­er.

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