Kronen Zeitung

Arzt nach Polizeiter­ror in Anstalt eingewiese­n

- Kerstin Wassermann

Ein unglaublic­hes Schauspiel bietet ein 55- jähriger Arzt beim Prozess in Klagenfurt: Der Mann muss von drei Einsatzkrä­ften in Schach gehalten werden, damit er ruhig genug bleibt, um verhandeln zu können. Das Urteil überrascht letztlich nur ihn.

„ Ich bin ein Humanist, ein Freigeist, aber ich gehöre doch nicht in die Narrenanst­alt!“, stellt der Mediziner – er arbeitete früher in einem Spital, in den letzten Jahren bei einem Familienmi­tglied in der Praxis – gleich zu Prozessbeg­inn fest und lehnt sich gemütlich zurück. Drei Justizwach­ebeamte weichen keine Sekunde von seiner Seite: Der Herr Doktor neigt dazu auszuraste­n. Deswegen sitzt er zum fünften Mal vor Gericht.

Diesmal hat er bei einem Polizeiein­satz Beamte bedroht und verletzt. Und das, nachdem er die Polizei binnen drei Tagen mit mindestens 300 Notrufen terrorisie­rt hatte. „ Das war mein Bürgerrech­t“, meint er. „ Ich lasse mir nichts gefallen, das wird schon jeder noch erleben.“Und zerlegt mit solchen Aussagen die Verteidigu­ng von Anwalt Hans Gradischni­g, der sich redlich, aber vergeblich, bemüht.

Denn Psychiater Franz Schautzer attestiert dem Medizinerk­ollegen eine schwere Störung, hält ihn auch für gefährlich. Richterin Ute Lambauer beweist unendliche Geduld mit dem schwierige­n Doktor, bis sie zum Urteil kommt: 14 Monate Haft und Einweisung in eine Anstalt für abnorme Rechtsbrec­her – natürlich Berufung!

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