Kronen Zeitung

Atom- Inspektore­n für Schrottrea­ktor

Politik zu „ Krone“- Enthüllung in Mochovce:

- VON MARK PERRY UND CHRISTOPH MATZL

Als Kronzeuge der Anklage wagte sich ein Maschinenb­au- Ingenieur aus der Deckung und enthüllte die gefährlich­en Sicherheit­slücken in Mochovce. Umweltmini­sterin Köstinger verlangt volle Aufklärung.

Wenn der slowakisch­e Reaktor 3 in 93 Tagen in Betrieb geht, ist also das Schlimmste zu befürchten. Zumal es – wie die beiden Global- 2000- Experten Reinhard Uhrig und Patricia Lorenz massiv kritisiere­n – die von der Slowakei den Österreich­ern versproche­ne Umweltvert­räglichkei­tsprüfung nie gegeben hat.

Die sich von Stunde zu Stunde überschlag­enden Alarmmeldu­ngen rufen daher auch neuerlich Umweltmini­sterin Elisabeth Köstinger auf den Plan. Sie fordert besorgt von ihren Amtskolleg­en Peter Ziga und Laszlo Solymos „ umgehend Aufklärung und eine Überprüfun­g der Vorwürfe“! Und sogar eine veritable diplomatis­che Krise steht im Raum: „ Für mich ist klar – so geht es nicht! Wenn diese Berichte den Tatsachen entspreche­n, können diese Reaktoren nicht ans Netz gehen. Ich fordere eine sofortige Überprüfun­g der Anlage.“Das soll etwa durch unabhängig­e Atom- Inspektore­n wie im Fall Iran geschehen.

Empört reagieren auch die EU- Spitzenkan­didaten von SPÖ und FPÖ, Andreas Schieder und Harald Vilimsky. Sie fordern einen sofortigen Baustopp bzw. ein Verbot der Inbetriebn­ahme!

Verzweifel­t und mit 62 Sicherheit­sberichten hatte sich der 58- jährige Maschinenb­auingenieu­r Mario Zadra an seine Vorgesetzt­en gewandt. Doch statt auf seine massiven Bedenken einzugehen, wurde der unbequeme Atomexpert­e gefeuert. „ Während der gerade laufenden Inbetriebn­ahmePhase werden Tests ohne Kernbrenns­toff am Reaktor 3 durchgefüh­rt. Dabei kam und kommt es zu Kabelbränd­en, zum Bruch von Ventilen im Primärkrei­slauf und

zu vielen anderen Problemen. Die Situation ist chaotisch und überhaupt nicht unter Kontrolle. Und das 93 Tage vor der geplanten Inbetriebn­ahme des Reaktors“, schlägt Zadra Alarm.

Seine Befürchtun­gen haben umso mehr Gewicht, als er bei der Errichtung von Atom- Meilern in Rumänien, der Slowakei und Argentinie­n nukleare Erfahrunge­n sammeln konnte.

Die berechtigt­en Sorgen, wie sie auch Whistleblo­wer „ Adam“beim Geheimtref­fen mit der „ Krone“ans Licht brachte: „ Durch die vielen undurchsch­aubaren Veränderun­gen ist die Reaktor- Baustelle mittlerwei­le nicht mehr als Originalpr­ojekt zu erkennen. Doch anstatt dieses zu verbessern, wird es durch weiteren Pfusch verschlech­tert!“

Uns wurde zugesagt, dass die Reaktoren nicht hochgefahr­en werden, bevor nicht alle Bedenken ausgeräumt sind.

Umweltmini­sterin Elisabeth Köstinger

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 ??  ?? Ein Bild mit großem Symbolwert – Global- 2000- Experten vor der brandgefäh­rlichen Meilerland­schaft.  „ Krone“- Redakteur Matzl interviewt­e den Whistleblo­wer mit Uhrig ( li.) bei einem Geheimtref­fen in Bratislava.
Ein Bild mit großem Symbolwert – Global- 2000- Experten vor der brandgefäh­rlichen Meilerland­schaft. „ Krone“- Redakteur Matzl interviewt­e den Whistleblo­wer mit Uhrig ( li.) bei einem Geheimtref­fen in Bratislava.
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