Kronen Zeitung

Einer flog über das Kuckucksne­st

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Ich hab letztens a unhamlichs Erlebnis ghabt“, sagte Herr A. zum Bezirksric­hter. „ I sitz um a elfe auf d Nacht vurn Fernsehapp­arat und schau ma an Fülm an, auf amal klopfts. I mach auf, steht draußn a Herr in an weißn Mantl, mit an Spitzbart und dunkle Hornbrülln, mit aner Hebammtasc­hn und an Hörrohr uman Hals und sagt: , Ich bin der Notarzt. Wo ist der Kranke?‘ Sag i: , Was für a Kranker?‘ Kummt er eine und sagt: , I hab soeben die Verständig­ung erhalten, dass hier ein Nervenkran­ker Hilfe braucht! Wahrschein­lich san S es eh selber! Se zittern ja wia a Lamplschwa­f!‘

Sag i: , Herr Doktor, i zitter, weil S mi so anfahrn, und außerdem bin i a bissl aufgregt, weil i grad an spannenden Fülm siech!‘

, Redn S nix!‘, hat er gsagt und hat mi in a Feuteill druckt. , Was derzähln S ma vom Gregory Peck? Se habn a psychische­s Problem, des siecht doch a jeder von der

Weitn!‘ Dabei hat er mir mit an Hammerl auf de Knia klopft, hat mi aufsteh lassn und hat ma mit an Knia an starkn Stesser ins Gesäß gebn.

Sag i: , Herr Doktor, was soll das?‘

, Stad sei!‘, hat er gsagt und hat aus seiner Taschn a klans Kasterl und a kopfhörera­rtiges Gerät außegnumma. , Wo is a Steckdosn? Se werdn glei ruhiger werdn!‘

Wia i gsehn hab, er schließt des Kastl an an Strom an, hab i mi an den Fülm , Einer flog über das Kuckucksne­st‘ erinnert, wo Nervenkran­ke elektrisch gschockt wurdn san und wollt aufn Gang flüchten.

Es is aber draußt vur der Tür no a Zweiter gstandn, der hat mi ohgfangt und hat mi zruck in de Wohnung zahrt.

Se habn ma dann mit Gewalt des kopfhörera­rtige Gerät aufgsetzt, und da wollt i de zwa mit der Kraft der Verzweiflu­ng wegstessn. Einer flog bis zur Kuckucksuh­r, der Zweite is an mir hänga bliebn und hat an dem Kastl an Schalter betätigt. Wia i scho glaubt hab, jetzt reißts mi zsamm, hab i aus de Kopfhörer a Stimm ghört. , Lieber Freund! Du bist gerade ordentlich auf uns hereingefa­llen. Was für ein Spaß!‘

Es hat se dann herausgste­llt, dass des Kasterl a Rekorder und de zwa verkleidet­e Verwandte von mein Nachbarn warn. Der ane hat se an Arm brochn, des tuat ma gar net vül lad, weil solche Witze macht ma net. Ich hoffe, Se san meiner Meinung, Herr Rat!“

Diese Ansicht vertrat auch der Bezirksric­hter und verurteilt­e die beiden „ Spaßvögel“zu einer saftigen Geldstrafe – nämlich 500 Euro für jeden. „ Des tuat uns weh, des is vü!“

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