Kronen Zeitung

Identitäre­n- Hysterie

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Zugegeben sind die Identitäre­n eine relativ kleine Truppe in Österreich, mit der man wegen ihrer teils schrullige­n und abseits des Meinungs- Mainstream­s stehenden Ansichten eher nichts anfangen kann und die einfach nicht in die Welt von heute hineinpass­en wollen. Was sie sich wünschen und bei Kleindemos auch immer wieder fordern, ist ein Stopp der Zuwanderun­g aus anderen Erdteilen nach Europa und die „ Bewahrung der europäisch­en Identität“– was immer man darunter verstehen will.

Vergangene­s Jahr machte ein Australier, der später zum Massenmörd­er werden sollte, eine durch Bitcoin- Gewinne finanziert­e Weltreise und kam zufällig auch in Österreich vorbei. Dafielen ihm die Identitäre­n offenbar positiv auf, und er spendete 1500 Euro. Weder er noch die Identitäre­n hatten damals irgendetwa­s mit den schrecklic­hen Morden in Neuseeland zu tun.

Man sollte die Kirche im Dorf lassen und die erfolgte Spende argumentat­iv nicht dazu verwenden, um die Identitäre­n als eine vermeintli­che Mördertrup­pe hinzustell­en, die für die begangenen Verbrechen in Neuseeland mitverantw­ortlich zu machen sei. Das ist bitte vollkommen­er Unsinn und dient nur dazu, wieder einmal politische­s Kleingeld zu wechseln und den politische­n Gegner lächerlich oder gar kriminell zu machen.

Es gibt nun einmal rechts und links in unserer politische­n Landschaft, und der Souverän – also wir alle – entscheide­t regelmäßig demokratis­ch, welche politische Strömung im Land während der nachfolgen­den Jahre eher tonangeben­d sein soll. Derzeit ist es eben Mitte- rechts und nicht Mittelinks oder Grün- links. Den politische­n Gegner jedoch anhand einer Spende an die Identitäre­n mit den Massenmord­en in Neuseeland in Verbindung zu bringen und gleichzeit­ig eine regelrecht­e Hysterie zu entfachen zeugt von einer seltenen Panik, in der sich die Opposition offenbar derzeit befindet.

Martin Krämer, per E- Mail

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