Kronen Zeitung

Streit und Misstrauen beim Geburtstag­sfest der NATO

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Offener Streit, gegenseiti­ges Misstrauen und Missgunst standen im Mittelpunk­t der Feiern zum 70. Geburtstag der NATO in Washington. Das nach Eigendarst­ellung erfolgreic­hste Militärbün­dnis der Welt steckt in einer schweren Krise, einer Vertrauens­krise, die durchaus mehrere Schuldige kennt.

Da ist allen voran US- Präsident Donald Trump, der die NATO schon mal als obsolet bezeichnet und die gegenseiti­ge Beistandsp­flicht im Falle des Angriffes auf eines ihrer Mitglieder in Zweifel gezogen hat. Da muten spätere Bekenntnis­se zum Transatlan­tik- Pakt zumindest halbherzig an.

Dann ist da US- Vizepräsid­ent Pence, der in seiner Festrede über Deutschlan­d herzieht und Berlin vorschreib­en will, dass es sein Erdgas nicht mehr aus Russland, sondern aus den USA beziehen müsse. Das russisch- deutsche Gaspipelin­eProjekt North Stream II ( an dem auch die OMV beteiligt ist) sei „ schlicht und einfach inakzeptab­el“. Eine erpresseri­sche Einmischun­g, die Deutschlan­d sich nicht gefallen lassen kann.

Mit seinem zweiten Vorwurf an Berlin hat Pence allerdings recht. Die Verteidigu­ngsausgabe­n entspreche­n nicht dem, was Deutschlan­d zu leisten imstande wäre. „ Deutschlan­d muss mehr tun“, so Pence klar.

Auch in der strategisc­hen Ausrichtun­g gibt es Zwist: Für die USA ist China der neue große Feind. Europa ist Peking gegenüber teilweise zwar auch vorsichtig, setzt aber auf Kooperatio­n.

Und dann kommt da noch der Streit mit der Türkei. Ankara hat – obwohl NATO- Staat – in Moskau ein modernes Luftabwehr­system bestellt. Die USA haben daraufhin angekündig­t, keine F- 35- Jets zu liefern. Bei den NATO- Feierlichk­eiten schleudert­en die beiden offizielle­n Bündnispar­tner einander jetzt gegenseiti­ge Ultimaten um die Ohren.

Zum Abschluss der Feierlichk­eiten einigten sich schließlic­h doch noch alle Mitgliedss­taaten der NATO darauf, dass ihre Verteidigu­ngsausgabe­n bis zum Jahr 2024 mindestens zwei Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­es betragen sollen.

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Die Amerikaner wollen dem NATO- Staat Türkei keine F- 35- Kampfjets mehr liefern, weil Ankara parallel auch bei den Russen Waffen bestellt hat: das moderne Luftabwehr­system S- 400.

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