Kronen Zeitung

Krokodilst­ränen

- Dr. Welf Ortbauer, Linz

Nicht nur die Jugendlich­en sorgen sich sehr um die Beeinträch­tigung der Umwelt. Es ist gut, dass immer mehr Tatsachen an die Öffentlich­keit gelangen. Diese Tatsachen, wie in den ausgezeich­neten Beiträgen von den Herren Woltron oder Perry dargelegt, können allerdings schon jahrelang beobachtet werden. Brutale Rodungen durch Asfinag, Straßenmei­stereien, Gewässerbe­hörden, Gemeinden . . . alle vorgebrach­ten Bedenken dagegen werden meist abgeschmet­tert oder sind nicht einmal eine Antwort wert. In Linz sieht es durch die Großbauste­llen der Autobahnge­sellschaft aus wie nach einem Bombenangr­iff, Hunderte Bäume werden ohne viel Aufhebens gefällt, der Bewuchs entlang der Autobahn in Ansfelden wurde wegen Errichtung von überdimens­ionierten Lärmschutz­wänden entfernt, der Bannwald des Kürnberger Waldes entlang der Donau von der Straßenmei­sterei kahlgeschl­agen, entlang Gewässern wurden enorme Rodungen vorgenomme­n. Das geschieht Jahr für Jahr.

Ich fürchte, dass sich an dieser Praxis, die zum System geworden ist, nichts ändern wird. Die Phrasen, die Politik und Wirtschaft jetzt den Jugendlich­en servieren, klingen nach Krokodilst­ränen, nicht nach wirklichem Umdenken. Wie sehr wünsche ich mir, dass ich mich irre. Auch Senioren kämpfen um die Umwelt, zumal sie im Laufe eines Lebens deren immer schnellere Zerstörung relativ hilflos mit ansehen müssen.

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