Kronen Zeitung

Tickende Bomben

- franziska. trost@ kronenzeit­ung. at

Für schlappe 140 Euro kann man ihn also buchen, den garantiert „ strahlend schönen“Kurztrip in die Sperrzone von Tschernoby­l. Auch Weißrussla­nd macht nun ein Geschäft mit dem ( Radio-) Aktiv- Urlaub in Geisterstä­dte, in denen mehr als 30 Jahre nach dem verheerend­en Reaktor- Unfall noch längst nicht an ein Leben zu denken ist.

Es ist ein Kurztrip, den man allen ans Herz legen würde, die dafür verantwort­lich sind, dass ein Kernkraftw­erk wie Mochovce an den Start gehen kann. Um selbst zu sehen, wie unumkehrba­r die Hölle ist, die ein Super- GAU für Hunderte von Jahren in seine Umgebung brennt.

Ich war noch ein Kind, als sich die Giftwolke von Tschernoby­l bis nach Österreich ausbreitet­e. Immer öfter war danach auch von den tickenden Zeitbomben an unseren Grenzen zu lesen, diesen brandgefäh­rlichen Atombunker­n wie z. B. Bohunice. In der Schule lernten wir, was im Falle eines Super- GAUs direkt vor den Toren Wiens zu tun wäre. Aber in Wahrheit , das merkten wir schon als Kinder, gibt es eben nichts, womit man sich dann schützen kann.

30 Jahre später hat man nicht viel dazugelern­t. Die Bomben von einst ticken immer noch ( mittlerwei­le wahrschein­lich noch lauter) – und mit Mochovce soll noch eine neue dazukommen. Man vermisst den lauten Aufschrei aus der EU – schließlic­h ist das ein Problem, das nicht nur Österreich, sondern ganz Europa betrifft. Und zwar nicht erst, wenn es bereits zu spät ist – und „ strahlend schöne“Kurztrips nach Wien angeboten werden müssen.

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