Kronen Zeitung

Das wird man doch wohl sagen dürfen

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Bei dieser Namensfind­ung hat die Koalition ihre ganze Kreativitä­t in die Waagschale geworfen: digitales Vermummung­sverbot. Das klingt natürlich wesentlich besser als Registrier­ungspflich­t.

Zu mehr konnte sich die Regierung nicht durchringe­n. Eine Klarnamenp­flicht, also unter jedes Posting seinen echten Namen zu setzen, kam für die Blauen absolut nicht infrage. Aber es ist nicht nur die FPÖ, die sich allein beim Gedanken an diesen Schritt entleibt. Das sei Zensur, man könne seine Meinung nicht mehr äußern, ist von vielen Seiten dazu zu hören. Ernsthaft jetzt? Es ist unerträgli­ch, wenn man sich nicht mehr hinter der Anonymität von „ Hasi 1“oder anderen Pseudonyme­n verstecken kann und dazu stehen muss, was man in einem Onlineforu­m schreibt? Da ist es nicht weit zu: „ Das wird man doch wohl noch sagen dürfen.“Was aber verschwieg­en wird, ist: „ Aber nicht unter dem echten Namen.“

Mit der Registrier­ungspflich­t ist es gegen Hass im Netz noch lange nicht getan. Die Causa rund um die Ex- Grüne Sigrid Maurer, die beleidigen­de und sexistisch­e Postings öffentlich gemacht hatte und dafür vor Gericht landete, brachte Gesetzeslü­cken zum Vorschein. Etwa: Eine Beleidigun­g gilt nur als solche, wenn sie vor mindestens zwei Zeugen geschieht. Das ist bei einem Posting naturgemäß schwierig. Justizmini­ster Josef Moser wollte sich der Sache annehmen, passiert ist seither nichts. Der „ Reformzug“, den die Regierung so gern auf Volldampf beschwört, fährt hier im Schneckent­empo.

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