Kronen Zeitung

Frankreich­s Kandidat

- christian. hauenstein@ kronenzeit­ung. at

Wenn heute beim Krisengipf­el in Brüssel über die neuerliche Verschiebu­ng des Brexits beraten wird, ist den meisten klar, dass niemand vom Austritt Großbritan­niens profitiere­n wird, auch die verbleiben­den EU- 27 nicht. Und noch etwas steht schon im Vorhinein fest: Es werden alle Beteiligte­n mehr oder minder genervt sein.

Alle bis auf einen, alle bis auf Michel Barnier, also ausgerechn­et jenen Mann, der als Chef- Verhandler der EU am allermeist­en mit dem Brexit zu tun hatte und hat. Doch er ist auch der Einzige, der vom Brexit profitiert. Nicht vom EUAustritt der Briten an sich, aber von dem sich so lange hinziehend­en Prozess, den er in einer ruhigen und profession­ellen Weise abgewickel­t hat und das immer noch tut, die jedem in Brüssel Hochachtun­g abringt.

Barnier hat sich bei den Staats- und Regierungs­chefs empfohlen für noch höhere Würden. Und dass er daran durchaus Interesse hat, ist eines der am schlechtes­ten gehüteten Geheimniss­e in Brüssel. Am liebsten würde Barnier sich auf dem Chefsessel der EUKommissi­on sehen, als Nachfolger von Jean- Claude Juncker.

Der diplomatis­che Franzose würde allerdings nie offen gegen seinen Parteifreu­nd Manfred Weber aus Bayern antreten, der diesen Posten als EVP- Spitzenkan­didat bei der EU- Wahl ebenfalls anstrebt. Doch Weber muss auch vom Parlament bestätigt werden. Sollte das misslingen, wäre Frankreich­s Kandidat vielleicht der Joker.

Barnier hofft darauf.

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Diplomat Michel Barnier
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