Zwei „ Wahlsieger“in Israel
Premier Netanyahu und sein Herausforderer lagen vorerst nahezu gleich auf
JERUSALEM. Wahlkrimi um „ König Bibi“und „ Prinz Benny“in Israel: Sowohl Regierungschef Bibi Netanjahu als auch sein Herausforderer, der frühere Armeechef Benny Gantz, reklamierten den Sieg bei der vorgezogenen Parlamentswahl für sich. Das Endergebnis stand vorerst nicht fest, mehrere Nachwahlbefragungen kamen zu gegensätzlichen Ergebnissen. Es hatte aber den Anschein, dass Netanjahu im Vorteil sein dürfte.
Der Likud von Netanyahu kam ersten Prognosen zufolge auf 33 bis 36 Mandate in der 120- sitzigen Knesset. Benny Ganz und seinem Bündnis wurde 36 bis 37 Mandate prognostiziert. Entscheidend für die Regierungsbildung ist aber nicht die Mandatsstärke der eigenen Partei, sondern ob der Links- oder der Rechtsblock auf mehr Mandate in der Knesset kommt. Und da schien der rechte „ König Bibi“die Nase vorne zu haben. Sicher war das vorerst aber noch nicht.
In der Wahlkampfzentrale von Benny Ganz war jedenfalls Jubelstimmung, während bei Netanjahus Likud eher Grabestimmung herrschte. Man hatte sich offensichtlich mehr erwartet.
Was jetzt passieren wird, war vorerst unklar. Es könnte Netanyahu gelingen, eine neue Regierung zu bilden, er könnte im Likud aber auch in Ungnade fallen, dann wäre sogar eine Regierung der „ nationalen Einheit“von Likud und dem Gantz- Bündnis möglich. Fest steht, dass „ König Bibi“, selbst falls er Premier bleiben sollte, nicht den Erwartungen entsprochen hat. Sein Stern scheint am Sinken zu sein.
„ König Bibi“ist in Anlehnung an den historischen König David der Spitzname, den die meisten Israelis ihrem Premierminister gegeben haben, der mit einer Unterbrechung insgesamt 13 Jahre an der Macht ist. „ König Bibi“heißt folglich auch ein kritischer Film über Netanyahu, der in Tel Avivs Programmkinos läuft.
Für Netanyahu ging es diesmal aber nicht nur um die sprichwörtliche Krone, denn gegen ihn laufen mehrere Korruptionsverfahren. Und als Premier täte er sich viel leichter, einer etwaigen Verurteilung zu entgehen.
Benjamin Gantz wiederum hat seinen Spitznamen „ Prinz Benny“bereits aus seiner Zeit als Chef der israelischen Streitkräfte. Als solcher konnte er es mit seinem Mitte- links- Bündnis Kachol- Lavan ( Blau- Weiß) auch in den für Israel so wichtigen Sicherheitsfragen mit Netanyahu und dessen rechtem Likud aufnehmen.