Kronen Zeitung

Leichenfun­d in Müllsäcken

- Andreas Moser

Eine Leiche am Tiroler Innufer, sorgfältig verpackt in vier Müllsäcken, war im April des Vorjahres zunächst ein Kriminalrä­tsel. Bis die Ermittler auf einen Bekannten ( 74) des Opfers stießen. Dieser saß nun als Mordangekl­agter im Landesgeri­cht und erzählte nach früheren Geständnis­sen plötzlich eine ganz andere Version . . .

DNA- Spuren auf der Innenseite des Klebebande­s, mit dem die Leiche des damals 75- jährigen Opfers verschnürt worden war, führten die Kriminalis­ten zu dessen Bekannten. „ Seine erste Aussage war, dass er mit der Sache nichts zu tun hat“, erinnerte gestern der Staatsanwa­lt. Später musste der 74Jährige aufgrund von Indizien einräumen, dass er das Opfer – „ mein bester Kollege“– im Streit mit einem Maurerfäus­tel erschlagen hatte. In einer dritten Version erzählte er dann, ge

würgt worden zu sein und in Notwehr gehandelt zu haben. Dies schilderte er auch in sieben Briefen an Angehörige aus der Haft. Mögliches Mordmotiv: Das spätere Opfer hatte dem Angeklagte­n eine Wohnung fast gratis überlassen, ihm aber mit Rauswurf gedroht. Beide Männer waren aufgrund einstiger Straftaten ( u. a. Gaunereien) amtsbekann­t.

Beim Schwurgeri­chtsprozes­s gab es nun die Wende: Der 74- Jährige schilderte, dass dem Verbrechen ein Drogendeal vorausgega­ngen war. Er habe nur aus dem Auto beobachtet, wie unbekannte Italiener in Fritzens seinen „ Freund“erschlagen hätten. In Panik habe er dann die Leiche verschnürt und vergraben. Er habe aus Angst vor den Italienern lieber sich selbst belastet.

Die Geschworen­en schenkten dieser Schilderun­g aber keinen Glauben: 20 Jahre Haft, nicht rechtskräf­tig.

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Der 74- Jährige mit seinem Verteidige­r Markus Abwerzger

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