Drill, Gewalt, Missbrauch
Schwere Vorwürfe gegen die Ballettakademie der Wiener Staatsoper! Eine Lehrerin soll Schülerinnen unter anderem getreten, gekratzt und an den Haaren gerissen haben.
Dass ihr Job wahrlich kein Honiglecken ist, weiß man spätestens seit dem HollywoodBlockbuster „ Black Swan“. Davon kann auch Primaballerina Karina Sarkissova ein Liedchen trällern ( siehe Interview rechts). Doch jetzt erhebt der „ Falter“schwere Vorwürfe gegen die Ausbildungsstätte des Wiener Staatsopernballetts. Demnach soll eine Lehrerin Kinder gequält und unter mehr als fragwürdigen Methoden gedrillt haben. Von einem autoritären, gewalttätigen und gefährlichen Stil ist die Rede. Seit Monaten sei die Wiener Kinder- und Jugendanwaltschaft an dem Fall dran, „ im Grunde hätten wird den Laden sofort zusperren müssen“, wird ein Beamter zitiert, der anonym bleiben wollte.
Schüler berichtet von sexuellem Übergriff
Erniedrigungen und Handgreiflichkeiten sollen beim Training auf der Tagesordnung gestanden sein. Im Jänner wurde die „ Pädagogin“schließlich gekündigt. „ Mein Sohn hat mir erzählt, dass eine Lehrerin plötzlich in Pension geschickt wurde“, so die Mutter eines Eleven zur „ Krone“. Über die Hintergründe, die jetzt ans Tageslicht kamen, wusste sie freilich nichts, „ dass sie besonders streng und von der alten Schule war, ist jetzt aber nicht neu.“
Neu ist aber der Vorwurf der sexuellen Belästigung gegen einen ( mittlerweile freigestellten) Lehrer, den ein ehemaliger Schüler erhob. Laut dem Medienbericht hat die Staatsoper eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft übermittelt. Die Untersuchungen laufen.
Staatsoper um rasche Aufklärung bemüht
In der Chefetage der Wiener Staatsoper schrillen die Alarmglocken, Direktor Dominique Meyer Im Brennpunkt rückt höchstpersönlich als Krisenfeuerwehr aus: „ Wir haben prompt und dezidiert Konsequenzen gezogen: Eine Lehrerin und ein Lehrer wurden vom Dienst freigestellt. Wir wollen in allen Bereichen eine lückenlose Aufklärung.“
Zudem sei bereits eine Reihe von Maßnahmen ergriffen worden: unter anderem die Errichtung einer Ombudsstelle für Schüler, Eltern und Lehrer sowie eine Psychologin, die den Eleven zur Verfügung steht. Lehrer sollen künftig auch verpflichtend an Fortbildungen teilnehmen.
Die schweren Vorwürfe haben mittlerweile auch politische Dimensionen erreicht. „ Der Generalsekretär des Bundeskanzleramts hat sofort, als wir von den Vorwürfen erfahren haben, Christian Kircher ( Geschäftsführer der Bundestheater- Holding, Anm.) mit der Einrichtung einer Sonderkommission zur restlosen Aufklärung sämtlicher Vorwürfe beauftragt“, kündigt Kulturminister Gernot Blümel an. Die angeprangerten Vorwürfe seien vollkommen inakzeptabel.
Verhalten, wie das in den Vorwürfen angeprangerte, hat in der Ballett- Akademie nichts zu suchen – und auch sonst nirgends.
Kulturminister Gernot Blümel
Jegliche Form von Übergriffen, ob physischer oder psychischer Natur, Grobheiten, Respektlosigkeit und Missbrauch einer Machtposition sind inakzeptabel.
Staatsoper- Direktor Dominique Meyer