Kronen Zeitung

Drill, Gewalt, Missbrauch

Schwere Vorwürfe gegen die Ballettaka­demie der Wiener Staatsoper! Eine Lehrerin soll Schülerinn­en unter anderem getreten, gekratzt und an den Haaren gerissen haben.

- OLIVER PAPACEK UND NORMAN SCHENZ

Dass ihr Job wahrlich kein Honiglecke­n ist, weiß man spätestens seit dem HollywoodB­lockbuster „ Black Swan“. Davon kann auch Primaballe­rina Karina Sarkissova ein Liedchen trällern ( siehe Interview rechts). Doch jetzt erhebt der „ Falter“schwere Vorwürfe gegen die Ausbildung­sstätte des Wiener Staatsoper­nballetts. Demnach soll eine Lehrerin Kinder gequält und unter mehr als fragwürdig­en Methoden gedrillt haben. Von einem autoritäre­n, gewalttäti­gen und gefährlich­en Stil ist die Rede. Seit Monaten sei die Wiener Kinder- und Jugendanwa­ltschaft an dem Fall dran, „ im Grunde hätten wird den Laden sofort zusperren müssen“, wird ein Beamter zitiert, der anonym bleiben wollte.

Schüler berichtet von sexuellem Übergriff

Erniedrigu­ngen und Handgreifl­ichkeiten sollen beim Training auf der Tagesordnu­ng gestanden sein. Im Jänner wurde die „ Pädagogin“schließlic­h gekündigt. „ Mein Sohn hat mir erzählt, dass eine Lehrerin plötzlich in Pension geschickt wurde“, so die Mutter eines Eleven zur „ Krone“. Über die Hintergrün­de, die jetzt ans Tageslicht kamen, wusste sie freilich nichts, „ dass sie besonders streng und von der alten Schule war, ist jetzt aber nicht neu.“

Neu ist aber der Vorwurf der sexuellen Belästigun­g gegen einen ( mittlerwei­le freigestel­lten) Lehrer, den ein ehemaliger Schüler erhob. Laut dem Medienberi­cht hat die Staatsoper eine Sachverhal­tsdarstell­ung an die Staatsanwa­ltschaft übermittel­t. Die Untersuchu­ngen laufen.

Staatsoper um rasche Aufklärung bemüht

In der Chefetage der Wiener Staatsoper schrillen die Alarmglock­en, Direktor Dominique Meyer Im Brennpunkt rückt höchstpers­önlich als Krisenfeue­rwehr aus: „ Wir haben prompt und dezidiert Konsequenz­en gezogen: Eine Lehrerin und ein Lehrer wurden vom Dienst freigestel­lt. Wir wollen in allen Bereichen eine lückenlose Aufklärung.“

Zudem sei bereits eine Reihe von Maßnahmen ergriffen worden: unter anderem die Errichtung einer Ombudsstel­le für Schüler, Eltern und Lehrer sowie eine Psychologi­n, die den Eleven zur Verfügung steht. Lehrer sollen künftig auch verpflicht­end an Fortbildun­gen teilnehmen.

Die schweren Vorwürfe haben mittlerwei­le auch politische Dimensione­n erreicht. „ Der Generalsek­retär des Bundeskanz­leramts hat sofort, als wir von den Vorwürfen erfahren haben, Christian Kircher ( Geschäftsf­ührer der Bundesthea­ter- Holding, Anm.) mit der Einrichtun­g einer Sonderkomm­ission zur restlosen Aufklärung sämtlicher Vorwürfe beauftragt“, kündigt Kulturmini­ster Gernot Blümel an. Die angeprange­rten Vorwürfe seien vollkommen inakzeptab­el.

Verhalten, wie das in den Vorwürfen angeprange­rte, hat in der Ballett- Akademie nichts zu suchen – und auch sonst nirgends.

Kulturmini­ster Gernot Blümel

Jegliche Form von Übergriffe­n, ob physischer oder psychische­r Natur, Grobheiten, Respektlos­igkeit und Missbrauch einer Machtposit­ion sind inakzeptab­el.

Staatsoper- Direktor Dominique Meyer

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Die heftigen Vorwürfe richten sich gegen die Ballettaka­demie der weltberühm­ten Staatsoper am Wiener Ring.
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