Kronen Zeitung

Europa würgt an Chinas Aufstieg

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Als ich Chinas InternetKö­nig Jack Ma vor 35 Jahren das erste Mal in seiner Heimatstad­t Hangzhou traf, war er ein kleiner EnglischLe­hrer und nebenberuf­lich als Fremdenfüh­rer tätig. Heute, als Schöpfer der weltgrößte­n Online- Handelspla­ttform Alibaba, ist der Milliardär Mitglied der Kommunisti­schen Partei.

Ein Widerspruc­h? Nicht in China. Das Regime integriert die Nationalhe­lden des Wirtschaft­swunders als Trophäen in sein System. Das nennt sich Sozialismu­s ( Kommunismu­s) „ mit chinesisch­en Charakteri­stiken“. Das Vernebeln echter Absichten, die schöne Fassade, die Umdeutung von Worten und Begriffen, der „ Double Speak“ist ein chinesisch­es Charakteri­stikum.

Der „ Sozialismu­s chinesisch­er Spielart“ist ganz einfach die Rückkehr zum Konfuziani­smus. Beide Herrschaft­ssysteme fußen auf der gleichen hierarchis­chen Struktur.

Weshalb sollte auch das wiedergebo­rene China in seinem nationalen Stolz auf Dauer einem deutschen Rauschebar­t als Leitstern folgen? Es hat seine eigenen historisch­en Staatsdenk­er.

Das neokonfuzi­anische China spricht unserem westlichen Weltbild die seit 1945 geltende Universali­tät ab. Es drängt uns seines nicht auf. Das alte China hatte seinen Einfluss und seine Vormachtst­ellung einfach durch Überlegenh­eit verbreitet. Wem westliche Werte ein hohes Gut sind, der sollte nicht über den Niedergang Europas jammern oder sich abschotten, sondern die Herausford­erung annehmen und kräftiger anpacken, damit es wieder fit wird. Die Zeit läuft ab.

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