Manfred Webers Sündenfall
Der bayerische CSUMann Manfred Weber ist im vergangenen Winter in Helsinki mit großer Mehrheit als Strahlemann in die Rolle des Spitzenkandidaten der Europäischen Volkspartei ( EVP) gewählt worden. In den kommenden Wochen und Monaten tourte er durch Europa und wurde seinem Image durchaus gerecht. Als EVP- Spitzenkandidat ist Weber automatisch auch Favorit im Kampf um die Nachfolge von JeanClaude Juncker als EUKommissionschef. Doch es kamen immer mehr Querschüsse. Von Juncker selbst, der sich Merkel als Nachfolgerin wünscht, von Frankreichs Macron und anderen.
Diese Woche war dann Wahlkampfauftakt für die Europawahl im Mai. Und Weber scheint nervös zu werden. Es dauerte nicht lang, da folgte sein Sündenfall – zumindest aus Sicht von Deutschlands Regierungschefin Merkel und Österreichs Kanzler Kurz ( ohne deren Zustimmung Weber niemals Kommissionschef werden kann).
In Polen erklärte Weber, dass er als Chef der Kommission alles tun werde, um die in Bau befindliche Gaspipeline North Stream II von Russland nach Deutschland doch noch zu verhindern. Das Projekt ist in Europa umstritten, von Polen etwa wird es abgelehnt, weshalb Weber mit seiner Absage auf polnische Stimmen hofft. Merkel aber hält daran fest und Österreich auch, ist doch die OMV daran beteiligt.
Und auf einmal muss Weber sich Vorwürfe gefallen lassen, die Interessen Deutschlands der eigenen Karriere zu opfern.