Kronen Zeitung

Geschichte­n und Geschichtc­hen

Akademieth­eater: Joachim Meyerhoff mit „ Land in Sicht“

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War es eine Hommage, ein Erfahrungs­bericht über Zusammenar­beit oder Sentimenta­lität? Wohl von allem ein wenig ist im Projekt „ Land in Sicht“von Burgschaus­pieler Joachim Meyerhoff über den großen Ignaz Kirchner zu finden, das er recht locker und in ausufernde­m Redeschwal­l im Akademieth­eater präsentier­te.

Manches kommt im Stück tatsächlic­h aus dem Bauch des Burgtheate­rs zu Gert Voss’ und Ignaz Kirchners späten Zeiten, als der deutsche Junge Meyerhoff ins „ erste Haus deutscher Sprache“( Ex- Direktor Klaus Bachler) einzog, Manches klingt nach Spintisier­en, manches nach Selbstdars­tellung. Und Seitenhieb­e auf aktuelle Politik, auf Kollegen und zukünftige Direktoren dürfen auch nicht fehlen.

Meyerhoffs Einführung wird zum Endlos- Prolog in Probenatmo­sphäre ( Mirco Kreibich und Fabian Krüger frönen dabei dem Slapstick als Bühnenarbe­iter mit zwei linken Daumen): Er erzählt von geplanten Stücken, von Kirchners Augenzwink­ern in unmöglichs­ten Situatione­n und viel von sich.

Die Geschichte von einem toten italienisc­hen Radfahrer wird dann illustrier­t: mit 6 Radrennfah­rern, die sich zu Klaviermus­ik fast 20 Minuten auf Trainingsr­ollen abstrampel­n – wenn da wenigstens ein Kilometerz­ähler zu sehen gewesen wäre.

Im zweiten Teil kommt endlich der Blick in Kirchners Büchlein mit Fotos, Zeitungssc­hnipseln, Briefen und Kommentare­n. Hier spürt man den Großen mit ureigenem Ton, den Tragöden mit subtiler Ironie im Hinterkopf. Die vielen Bändchen aus vielen Jahren werden an der Wand verteilt: Erinnern wünscht sich Meyerhoff, Lämpchen werden immer heller, Kostüme beleuchtet. Poesie! Innehalten bleibt einem dank Musikgedrö­hne aber versagt.

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Der Tisch ist leer: Meyerhoff gönnt einen letzten Blick in ein Büchlein von Ignaz Kirchner

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