Wenn alte Erinnerungen wach werden
Alsdann, de Gschicht war a so“, berichtete Herr E. dem Bezirksrichter. „ I wollt mi neilich mit meiner Nachbarin versöhnen, mit der i scho seit längerer Zeit auf Kriegsfuß lebe, wobei das Wort nur bildlich zu verstehen is, weil i bin ka Indianer; jedenfalls hab i mit ihr a gespanntes Verhältnis, was ebenfalls nur bildlich zu verstehen is, weil mit der Frau a Verhältnis habn war des Letzte, was i ma wünsch. Es is zwischen mir und der Anni Moser eine gewisse Animosität gegeben, und die wollt i anlässlich der Feiertage aus der Welt schaffen, und wia kann ma des am bestn machn, mit an Blumenstrauß.
I hab ma an besonders schönen Blumenstrauß ausgsuacht beim Floristen, mit Tulpen und Nelken – ein Blumentraum. Damit hab i dann bei der Moserin angläut, und wia i gsehn hab, sie schaut beim Guckerl ausse,
hab i ihr direkt vurm Guckerl de Blumen gezeigt. Die Moserin is aussekumma und hat ma mit nassn Augen de Händ entgegenstreckt. Grad, wia i ma denkt hab, jetzt wülls dir a Bussl gebn, das muasst überstehn, und de Lippn einziagn, nimmts mi bei de Schultern, steßt mi vis- à- vis gegen de Wand, tritt mir in de Weichteile und schreit: , Und du glaubst, so leicht geht des? A paar Blumen und alles is wieder guat? Sicher net! I zag dir, wo der Bartl in Most holt!‘ Dabei hats mi zu der Wasserleitung zuwedruckt, wo no nie aner an Most gholt hat, auch wenn das nur bildlich zu verstehen is, und hat mi dabei verletzt, dass i heut no de gusseiserne Verzierung von unserer Gangbassena am Buckl ohdruckt hab. Wann is net mit an Notwehrgriff nimm, hätts mi wahrscheinlich auf dem Gang wie an Kiniglhosn liquidiert.
Inzwischen waß i, dass der Ex von der Dame ihr immer wieder, wenn er fremdgangen is, Blumen kauft hat und vor ihr zu Kreuze gekrochn is. A paar Tag drauf hat er ihr aber wieder Hörner aufgsetzt. Ka Wunder, dass d Moserin rot sieht, wenn i mit an bunten Strauß auftauch.“
Frau Moser war lange überzeugt, dass ihr der Nachbar einen Streich spielen wollte. Sie entschuldigte sich vor Gericht. „ I hab leider scho vü erlebt – net nur Schönes“, erklärte sie. Die beiden Nachbarn verließen in harmonischer Stimmung den Saal.