Fast zu brav
„ Die Schiedsrichter haben heutzutage ein sehr ruhiges Leben, weil keine Gfraster mehr unterwegs sind . . . “
Alex Antonitsch dachte wohl auch ein wenig an sich selbst, als er während des Spieles zwischen Dominic Thiem und Rafael Nadal als Fachkommentator auf ServusTV diese Worte sagte. Vor allem aber natürlich an Typen wie John McEnroe, die durch das Zertrümmern von Schlägern und wüste Beschimpfungen regelmäßig Schlagzeilen lieferten. 1981 in Wimbledon ließ der US- Rüpel Schiedsrichter Edward James gar wissen: „ Du bist ein inkompetener Idiot, eine Beleidigung für die Welt.“
Heutzutage völlig unvorstellbar. Der Tennissport ist brav geworden. Sittsam sozusagen. Auch Thiem wird weiterhin hauptsächlich durch Erfolge wie den gestrigen beeindruckenden gegen Spaniens Superstar für Gesprächsstoff sorgen. Nicht durch Skandale.
Die wurden im Vergleich zu früher, als sich etwa Ayrton Senna und Alain Prost regelmäßig förmlich bekriegten, auch in der Formel 1 selten. Außer Kimi Räikkönen tritt wieder einmal mit ein paar Gläschen zu viel in der Öffentlichkeit auf. Oder Max Verstappen fährt abermals einem seiner Rivalen ungestüm und mit völlig übertriebenem, irrem Angriffsgeist ins Auto.
Generell sind im Sport die Emotionen weniger geworden. Auch deshalb, weil im Zuge des Aufstiegs in die Weltklasse auch Benehmen und so weiter „ trainiert“werden. Aber manchmal ist alles fast schon zu brav. Schließlich sind es auch MegaSkandale wie jener von McEnroe, von denen man fast 40 Jahre später immer noch spricht.