Kronen Zeitung

Wann hört das endlich auf, Herr Strache?

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Menschen mit Tieren zu vergleiche­n sollte gerade bei so sensiblen Themen nicht stattfinde­n. Es ist nur so, dass auch ich als „ Ratte“bezeichnet wurde. Armin Wolf hat sich letztklass­ig benommen. Bei der Hetze gegen die FPÖ ist der ORF leider immer wieder an vorderster Front dabei.

Rattengedi­cht, Nazi- Vergleiche, ein Misstrauen­santrag im Parlament: Das war die Begleitmus­ik zum EU- Wahlkampfa­uftakt der FPÖ. Mit der „ Krone“spricht ihr Obmann über Widerlichk­eiten und Konsequenz­en, die Feindbilde­r Wolf und Karas sowie 500 Tage Regierungs­beteiligun­g.

Freitagnac­hmittag, zwei Stunden noch bis zur Warnwesten- Ausgabe in der Wiener Lugner City, wo die Blauen mit viel Getöse ihren EU- Wahlkampf einläuten: „ Mehr Österreich, weniger EU“lautet ihre Parole. Heinz- Christian Strache sitzt in seinem Büro in der Reichsrats­straße und gönnt sich noch eine Zigarette.

Herr Strache, weiß Herr Schilcher, welchen Schaden er Ihrer Partei und dem ganzen Land mit seinem Rattengedi­cht zugefügt hat?

Der Vizebürger­meister hat von sich aus die Konsequenz­en gezogen, ist zurückgetr­eten und auch aus der Partei ausgetrete­n. Damit hat er Schaden abgewendet, und es war zumindest sehr konsequent. Wenn es um Verhetzung und Antisemiti­smus geht, habe ich schon seit Jahren wiederholt eine sehr klare und deutliche Linie. So etwas hat in der Demokratie keinen Platz. Wenn man konsequent durchgreif­t, wird das von der Bevölkerun­g auch geschätzt. Und im Übrigen haben wir einen funktionie­renden Rechtsstaa­t, und die Gerichte müssen entscheide­n.

Aber Sie bestreiten doch nicht, dass dieses Gedicht Schaden angerichte­t hat?

Menschen mit Tieren zu vergleiche­n sollte gerade bei so sensiblen Themen nicht stattfinde­n. Es ist nur so, dass auch ich von der grünen Klubobfrau im Niederöste­rreichisch­en Landtag als „ Ratte“bezeichnet worden bin. Bis heute warte ich vergeblich auf ihren Rücktritt.

Das scheint Ihre Verteidigu­ngsstrateg­ie zu sein: Bei uns ist zwar etwas passiert, aber bei den anderen passiert auch genug . . .

Das ist ja auch richtig. Nur bei uns gibt es Konsequenz­en, bei vielen anderen nicht.

Bleiben wir trotzdem bei Ihrer Partei: Man hat den Eindruck, dass Sie gar nicht nachkommen mit Distanzier­ungen und Konsequenz­en. Wannhört das endlich auf?

Immer wenn es konkrete Anlässe gibt, ziehe ich die Konsequenz­en. Aber ich lasse mir auch nicht Dinge in die Schuhe schieben, die nichts mit uns zu tun haben. Undich lasse mich nicht mit falschen Unterstell­ungen und Halbwahrhe­iten zuschütten.

Aber warum fühlen sich so viele Funktionär­e mit einschlägi­gen Ansichten in der FPÖ zu Hause?

Das sind nicht, wie Sie das darstellen, viele. Diese Einzelfäll­e gibt es, ich sagte es schon, in jeder Partei. Wenn ein Kanzler mit Hitler verglichen wird, dann ist das schon sehr durchsicht­ig. Es zeigt, dass hier manche mit ihren Worten behutsamer sein sollten. Denn ich lasse nicht zu, dass 26 Prozent der österreich­ischen Bevölkerun­g – FPÖ- Wähler – als Nazis beschimpft und verunglimp­ft werden.

Aber auch in der FPÖ ist man nicht sehr behutsam in der Wortwahl. Zuletzt hat Ursula Stenzel dem ORF- Moderator Armin Wolf einen Verhörton vorgeworfe­n, mit dem er beim „ Volksgeric­htshof“auftreten könnte – das war das Nazigerich­t.

Herr Wolf hat sich wie ein Großinquis­itor verhalten und zuerst diese abstoßende­n NS- Vergleiche herangezog­en. Darum hat Frau Stenzel das in dieser Diktion bewertet. Wenn man einer Frau, deren Familie in der NS- Zeit verfolgt wurde und Opfer war, ihre berechtigt­e Empörung über den widerliche­n ORF- Wolf- NS-„ Stürmer“- Vergleich und ihre eigene Wahrnehmun­g absprechen möchte, dann wird die Scheinheil­igkeit sichtbar.

Armin Wolf hat die Figuren eines Cartoons der steirische­n FPÖ- Jugend zur Migration in der „ ZiB2“mit denen des „ Stürmer“verglichen. Erkennen Sie überhaupt keine Ähnlichkei­t zwischen den Figuren?

Nein. Weil es sich in der Darstellun­g des Rings freiheitli­cher Jugend eindeutig um radikale Islamisten handelt. Aber der ORF hat den Cartoon nicht als Ganzes gezeigt, denn die Moscheen waren nicht mehr sichtbar. Die widerliche­n Vergleiche passen zu den manipulati­ven Eingriffen. Bei der Hetze gegen die FPÖ ist der ORF leider immer wieder an vorderster Front dabei.

Aber Herr Strache: Ist es klug, den Starmodera­tor des ORF zu attackiere­n?

Armin Wolf hat sich letztklass­ig benommen. Uns mit dem Nazi- Hetzblatt „ Der

Stürmer“zu vergleiche­n ist abstoßend. Zur Zeit des Holocausts gab es eine industriel­le Massentötu­ng, das Schlimmste, was man sich nur vorstellen kann. Das soll man nicht verharmlos­en.

Harald Vilimsky meinte, er würde Wolf vor die Tür setzen.

Er hat gesagt, wenn er Generaldir­ektor wäre, dann würde er Konsequenz­en ziehen. Aber er ist nicht Generaldir­ektor.

Welche Konsequenz­en sollte der Streit haben?

Ich glaube, Kritikfähi­gkeit und Selbstrefl­exion muss

auch ein Starmodera­tor haben. Nachdem hier auch dem Unternehme­n ein großer Schaden entstanden ist, sollte der Generaldir­ektor mit dem betreffend­en Journalist­en reden und ihn auf das Objektivit­ätsgebot des ORF hinweisen.

Haben Sie mit dem Kanzler darüber gesprochen?

Nur ganz kurz, denn er ist ja noch China.

Am 2. Mai sitzt die FPÖ 500 Tage in der Regierung. Ihre Bilanz in einem Satz?

Das kann man schwer in einen Satz gießen. Wir arbei

ten respektvol­l zusammen, haben endlich die wesentlich­en Fragen unserer Gesellscha­ft in Angriff genommen und zum Teil schon umgesetzt.

Wieso sollte man bei der EU- Wahl die FPÖ wählen?

Weil eine Stimme für die FPÖ die österreich­ischen Interessen in Brüssel stärkt. Wer leugnet, dass in dieser Europäisch­en Union Reformbeda­rf besteht, ist realitätsf­remd. Wir kritisiere­n und korrigiere­n Fehlentwic­klungen. Mit uns kann man die unverantwo­rtliche Willkommen­skultur von Merkel, Macron und Juncker abwählen.

Warum haben Sie sich als Feind eigentlich Othmar Karas ausgesucht, mit dessen Partei Sie regieren?

Othmar Karas ist nicht unser Feind. Er selbst ist der größte Kritiker dieser türkisblau­en Regierung. Er prangert die guten und richtigen Maßnahmen unseres österreich­ischen Grenzschut­zes, unsere konsequent­e Asylpoliti­k, die Mindestsic­herung neu und vieles mehr an.

Wäre der dritte Platz für die FPÖ ein Misserfolg?

Nein, denn jedes Plus – wir werden von den 19,7 Prozent auf deutlich über 20 Prozent kommen – ist ein Gewinn und eine Stärkung.

Werden das Rattengedi­cht, der ORF- Streit, der Misstrauen­santrag der FPÖ vielleicht sogar nützen?

Oftmals sind jene, die glauben, anderen eine Grube graben zu können, diejenigen, die am Ende selbst in die Grube hineinfall­en. Deshalb gehen wir den Weg für unser Heimatland Österreich, den Kampf gegen den Bevölkerun­gsaustausc­h, konsequent weiter, wie es die Menschen von uns auch erwarten.

„ Bevölkerun­gsaustausc­h“ist ein Begriff der rechtsextr­emen Szene.

Das ist ein Begriff der Realität. Wir wollen nicht zur Minderheit in der eigenen Heimat werden. Das ist legitim und redlich und zutiefst demokratis­ch. Nur dort, wo jemand versucht, seine politische­n Ziele mit Gewalt durchzuset­zen, handelt es sich um Rechtsextr­emismus, der selbstvers­tändlich in einer Demokratie nichts verloren hat.

Bevölkerun­gsaustausc­h ist ein Begriff der Realität. Wir wollen nicht zur Minderheit in der eigenen Heimat werden. Das ist legitim und zutiefst demokratis­ch.

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Erklärungs­bedarf: „ Bei Verhetzung und Antisemiti­smus hatte ich immer eine sehr klare Linie.“

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