Kronen Zeitung

Schlaglöch­er der Seidenstra­ße

- AUS CHINA BERICHTET „ KRONE“- REDAKTEUR KURT SEINITZ

Charmeoffe­nsiven – das kann China. Der Neue- Seidenstra­ße- Gipfel war die Mutter aller Charmeoffe­nsiven. Es gibt aber auch Schlaglöch­er auf der neuen Seidenstra­ße, die man nicht übersehen sollte.

Stichwort Schuldenfa­lle: Die Milliarden, die Chinas Führung bereit ist, für die neue Seidenstra­ße einzusetze­n, übertrifft an Kaufkraft den US- Marshallpl­an zum Wiederaufb­au Nachkriegs­europas. Diese US- Milliarden blieben als ERP- Fonds den beschenkte­n Staaten erhalten.

Die China- Gelder sind Kredite, die zurückgeza­hlt werden müssen. Staaten verschulde­n sich über ihre Zahlungskr­aft hinaus. Montenegro etwa lässt sich eine Autobahn zahlen, die 40 Prozent der Wirtschaft­skraft dieses Staates kostet.

China wird auf die Rückzahlun­g so mancher Schulden verzichten ( müssen). Der Preis wird politische­s Wohlverhal­ten sein . . .

Stichwort Diktatur: China ist die erste digitale Diktatur der Welt. Zensur, Datensamme­lwut und Überwachun­gswahn haben aberwitzig­e Ausmaße angenommen.

Zahlreiche Staaten der Seidenstra­ßen- Initiative finden dieses Modell des ultimative­n Kontrollst­aates nachahmens­wert, Westeuropa ( noch?) nicht. Chinas Modell gewinnt immer mehr an Attraktivi­tät, da es im Gegensatz zu den USA Stabilität exportiert. Und Staaten mit Menschenre­chtsproble­men ersparen sich im Umgang mit China Belehrunge­n aus Europa.

Weg und Ziel: China ist, wie die Staatsname­n „ Mitte der Welt“bzw. „ Alles unter dem Himmel“schon sagen, ein in sich ruhender Kosmos. China geht allein seine Wege und schaut sich das selbstzers­törerische Chaos im Westen aus Erste- Reihefußfr­ei an. In Afrika bekommt der Westen von China die Quittung, dass er den Kontinent nach Kolonialis­mus und Ausbeutung verwahrlos­en ließ.

Fazit: China hat ein Doppel- Gesicht. Einerseits immer neue Erfolgsrek­orde, anderersei­ts digitale Diktatur.

Vorzugsbeh­andlung für Österreich

Beide Staaten haben hier 15 vorwiegend wirtschaft­liche Abkommen abgeschlos­sen, darunter eine Zusammenar­beit für die Winterolym­piade 2022 in Peking, gemeinsame Auftritte auf Drittmärkt­en, Direktflüg­e aus 4 chinesisch­en Städten und digitale Zahlungsmö­glichkeite­n für die chinesisch­en Touristen.

Kurz würdigt, „ wie Österreich in China geschätzt wird“: Sonntagabe­nd Empfang bei Premier Li und Montagfrüh vor dem Rückflug noch ein Zusatzterm­in bei Staatschef Xi.

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Nach dem Seidenstra­ßen- Gipfel wurde Kanzler Kurz von Chinas Premier Li Keqiang zum Arbeitsges­präch empfangen
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Kurz umringt von lachenden Chinesen in derVerbote­nen Stadt

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