Kronen Zeitung

Die Schule ist mirimmer im Weg gestanden

Habsburg, im Team von Aston Martin beim DTM- Auftakt in Hockenheim dabei ( So., 13.15, ORF), über seine große Leidenscha­ft und – er erklärt, weshalb er seinen Schwestern abgeraten hat, sich mit Rennfahrer­n einzulasse­n

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Ferdinand, du beginnst die Rennsaison heuer im DTMTeam ( für alle Nicht- Rennsport- Affinen: Deutsche- Tourenwage­n- Masters), nachdem du die letzten beiden Jahre erfolgreic­h in der Formel 3 unterwegs warst. Ist das der logische nächste Schritt in Richtung Formel 1?

Nein. Der Weg geht eher über die Formel 2, aber es gibt mehrere gute Gründe: Die DTM ist die Königsklas­se der Tourenwage­n, und es ist trotzdem möglich, auch von hier in die Formel 1 zu kommen. Außerdem ist es ein sehr guter Platz, um mich als Profi in der Motorsport­welt zu etablieren. Die Formel 2 ist immer noch ein Nachwuchss­port. Man wird zwar behandelt wie ein Profi, aber es gibt keine WerkUnters­tützung.

Heißt das, dass der Fahrer alles selbst bezahlen muss?

Ja. Aber ich muss das jetzt eben nicht. Ich fahr jetzt für Aston Martin, und da haben die Sponsoren schon viel Geld hineingele­gt. Und für Leistung werd ich auch bezahlt. Das ist finanziell eine große Erleichter­ung.

Für deine Eltern, oder?

( lacht)

Haben sie sich zu Beginn gegen deine Renn- Ambitionen gestellt?

Gar nicht. Es war ja überhaupt mein Vater, der mich als Kind zur Kartstreck­e gebracht hat. Es war seine Idee, und wir sind auch viel zusammen gefahren. Er ist ein recht guter Raser, aber halt durch sein Gewicht benachteil­igt. Ich hab dann enorm viel Zeit auf der Kartstreck­e verbracht und bin später auch 20 bis 25 Renn- Wochenende­n mitgefahre­n. Aber die Schule ist mir immer im Weg gestanden! Nur war’s das Einzige, bei dem meine Eltern sehr streng waren: Ich musste sie fertig machen. Deshalb hatte ich auch einen leichten

Nachteil gegenüber den anderen, weil die meisten mit vierzehn mit der Schule aufhören, um sich ganz auf die Rennkarrie­re zu konzentrie­ren. Ich bin aber trotzdem sehr viel gereist, war beispielsw­eise während der Schulzeit fünf Wochen in Neuseeland, um dort Rennen fahren zu können und um so viel zu testen wie möglich. Aber gleichzeit­ig musste ich immer lernen . . . Erst nach der Matura konnte ich mich endlich ganz auf die Rennen konzentrie­ren. Mein Vater hat zwar versucht, mich zu einem Studium zu überreden, aber auf dem Niveau, auf dem ich fahren will, würd sich das nicht ausgehen. Und man hat als Athlet ja nur ein kleines Zeitfenste­r.

2016 hattest du einen schweren Unfall: Hat dich das kurzfristi­g gebremst?

Durch meine Rückenverl­etzung – bei der ich enormes Glück hatte – musste ich natürlich pausieren, hab aber nicht eine Sekunde überlegt, aufzuhören. Als katholisch­er Kerl bin ich überzeugt: Wenn ich meinem Herzen folge und über meinen Weg selbst entscheide, hab ich ausreichen­d Schutz.

Abgesehen von der Geschwindi­gkeit: Worin liegt für dich der besondere Reiz?

Du gehst an dein physisches Limit, und für eine nahezu perfekte Runde musst du so aggressiv wie möglich fahren, musst jeden Zentimeter ausnützen, dazu das Adrenalin, der Siegeswill­e – und wenn du dann auf dem Podium stehst oder gar auf dem Siegesstoc­kerl, Champagner verspritzs­t und dir denkst: „ Poh, ich hab das jetzt geschafft“– das ist schon ein tolles Gefühl!

Deine ältere Schwester Eleonore ist mit Formel- EPilot Jérôme d‘ Ambrosio aus Belgien verlobt. Hat sie ihn durch dich kennengele­rnt?

Nein, Gott sei Dank nicht! Ich hab meinen Schwestern immer gesagt, lasst euch nie mit Rennfahrer­n ein, das sind alles Vollidiote­n, total Renn- fixiert ( lacht)! Ich hab immer gehofft, dass sie einen guten katholisch­en Jungen finden, allerdings gibt’s da sehr wenige unter den Rennfahrer­n. Aber Jérôme ist ein besonders lieber Kerl – der ist auch abseits der Rennen sehr cool.

Du wirst einmal das Familienob­erhaupt der Habsburger. Empfindest du das als große Verantwort­ung?

Ja, weil meine künftige Rolle als Familiench­ef mir schon sehr am Herzen liegt. Aber jetzt möcht ich erst einmal der Ferdinand sein, der seinen Weg als Sportler und Profi findet und sich so Respekt erarbeitet – für etwas, das er selbst geleistet hat. Dafür möcht ich jetzt einmal alles geben! Danach bin ich immer noch ein Habsburg...!

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Habsburg: „ Rennfahren ist keine Sucht, aber eine Passion!“
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Single Ferdinand & sein aktueller WagenAston Martin: 650 PS, über 300 km/ h im Schnitt.
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 ??  ?? Ferdinand mit seinem Ex- Teamchef Robert Lechner ( Mitte) und seinem Vater Karl, der ihn als Kind zum Kartsport brachte und so erst seine Leidenscha­ft für den Rennsport weckte.
Ferdinand mit seinem Ex- Teamchef Robert Lechner ( Mitte) und seinem Vater Karl, der ihn als Kind zum Kartsport brachte und so erst seine Leidenscha­ft für den Rennsport weckte.
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