Ein Gefühl
Staatssekretärin Karoline Edtstadler übt sich im Spagat zur umstrittenen Aussage von Vizekanzler Heinz-Christian Strache.
Das Wort „Bevölkerungsaustausch“ist nach dem „Krone“-Sonntagsinterview mit FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache in aller Munde. Warum, so wollten gestern viele Leser von uns wissen, darf man das nicht sagen?
Hinter dem Wort „Bevölkerungsaustausch“steht die Fantasie, dass eine bestimmte Politik, eine geheime Elite, eine höhere Macht einen „Austausch“vornehme. Die Bevölkerungsentwicklung wird allerdings durch zwei leicht hochrechenbare Faktoren bestimmt. Auf der einen Seite sind es die Geburten und Todesfälle, auf der anderen Seite ist es die Migration. Zu Letzterer zählt nicht nur Zu-, sondern auch Abwanderung.
Das schiache Wort „Bevölkerungsaustausch“ruft bei manchen noch etwas anderes hervor, nämlich ein Gefühl. Wer in den Nobelbezirken unserer Hauptstädte wohnt, kann vielleicht nicht nachvollziehen, dass sich Menschen in bestimmten Gegenden von Wien, Graz etc. in der Minderheit fühlen, weil zum Beispiel verhüllte Frauen das Straßenbild bestimmen oder in vielen Ecken nicht mehr Deutsch gesprochen wird. Strache behauptete, „Bevölkerungsaustausch“sei ein Begriff der Realität. Er hat den rechten Kampfbegriff bewusst gebraucht. Weil er damit genau dieses Gefühl anspricht. Sich zu Hause fremd zu fühlen ist tatsächlich für viele Realität. Ob es nun der demografischen Gesamtentwicklung entspricht oder nicht.
Darüber sollten die Politiker – Regierung und Opposition – reden und nicht über die Verwendung eines Ausdrucks.