Superkraft
„Greta erzählt uns, dass sie auf dem Schulhof verprügelt oder in einen Hinterhalt gelockt wurde. Sie erzählt von systematischer Ausgrenzung ( . . .).“Es ist Greta Thunberg – dieses Idol von Millionen, dieses Mädchen, das so viele Herzen berührt –, die, wie ihre Mutter Malena Ernman in dem heute erscheinenden Buch „Szenen aus dem Herzen“schreibt, noch vor einigen Jahren zu dem traurigen Schluss kam: „Ich will keine Freunde. Freunde sind Kinder, und alle Kinder sind gemein.“
So sehr sie von vielen bewundert wird, so sehr wird Greta auch zur Zielscheibe von Hass und Hohn. Sie sei eine Wichtigtuerin, eine, die ja eh nur Geld scheffeln will. All jene Hassposter sollten einen Blick in die kleine Familienbiografie werfen, auf diesen schweren Weg eines tieftraurigen Kindes, das „in einer Dunkelheit verschwindet und aufhört zu funktionieren“. Magersucht, Depressionen – und schließlich die Diagnose Asperger-Syndrom. Eine Krankheit, die ihr, wie die Mutter schreibt, die „Superkraft“verleiht, über den Tellerrand hinauszublicken. Aber auch die Bürde, nicht vergessen zu können. Greta kann nicht verdrängen, was wir unserer Welt antun. Und in dem sie dagegen ankämpft, hilft sie nicht nur der Welt – sondern auch sich selbst.
Greta Thunberg mag ein wenig anders sein. Für sie ist es normal, unbequeme Wahrheiten laut auszusprechen, auch wenn man sich damit nicht nur Freunde macht. Oder wie Ernman schreibt: „Sie ist das Kind, wir sind der Kaiser. Und wir sind alle nackt.“