Kronen Zeitung

Superkraft

- franziska.trost@kronenzeit­ung.at

„Greta erzählt uns, dass sie auf dem Schulhof verprügelt oder in einen Hinterhalt gelockt wurde. Sie erzählt von systematis­cher Ausgrenzun­g ( . . .).“Es ist Greta Thunberg – dieses Idol von Millionen, dieses Mädchen, das so viele Herzen berührt –, die, wie ihre Mutter Malena Ernman in dem heute erscheinen­den Buch „Szenen aus dem Herzen“schreibt, noch vor einigen Jahren zu dem traurigen Schluss kam: „Ich will keine Freunde. Freunde sind Kinder, und alle Kinder sind gemein.“

So sehr sie von vielen bewundert wird, so sehr wird Greta auch zur Zielscheib­e von Hass und Hohn. Sie sei eine Wichtigtue­rin, eine, die ja eh nur Geld scheffeln will. All jene Hassposter sollten einen Blick in die kleine Familienbi­ografie werfen, auf diesen schweren Weg eines tieftrauri­gen Kindes, das „in einer Dunkelheit verschwind­et und aufhört zu funktionie­ren“. Magersucht, Depression­en – und schließlic­h die Diagnose Asperger-Syndrom. Eine Krankheit, die ihr, wie die Mutter schreibt, die „Superkraft“verleiht, über den Tellerrand hinauszubl­icken. Aber auch die Bürde, nicht vergessen zu können. Greta kann nicht verdrängen, was wir unserer Welt antun. Und in dem sie dagegen ankämpft, hilft sie nicht nur der Welt – sondern auch sich selbst.

Greta Thunberg mag ein wenig anders sein. Für sie ist es normal, unbequeme Wahrheiten laut auszusprec­hen, auch wenn man sich damit nicht nur Freunde macht. Oder wie Ernman schreibt: „Sie ist das Kind, wir sind der Kaiser. Und wir sind alle nackt.“

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Heute erscheint das Buch über Greta Thunbergs Familie.
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