Er vertraut auf seine innere Kraft
Musikverein: „Philharmonisches“, Christian Thielemann, Mason, Bruckner
Das Finale in Bruckners „Zweiter“ist imposant, triumphierend, gewaltig. Noch lauter war der Jubel, der nur Momente nach dem letzten Ton einsetzte. Das Publikum im Musikverein applaudierte euphorisch, schrie Bravo. Adressaten der Begeisterung: die Wiener Philharmoniker und Christian Thielemann.
Dass Thielemann und die „Wiener“ein ideales Gespann sind, weiß man. Die beiden animieren einander zu besonderen Leistungen. Bruckners „Zweiter“– in den nächsten Jahren folgen die weiteren Symphonien – stellt man eine Uraufführung voran: „Eternity in an hour“des jungen Engländers Christian Mason. Ein knapp halbstündiges Werk mit Wiederholungsstrukturen: ein plastisches, vieldimensionales Klangbild, das man gerne wieder hörte. Verflüssigt scheinende Passagen schmeicheln und wecken das Interesse. Ein amorphes Werk, dessen Verwandlung man folgt.
Im Zentrum stand Bruckner, auf den sich viele seit Langem freuten. Thielemann ist nicht nur ein perfekter Handwerker – gerne bezeichnet er sich als Kapellmeister! –, sondern auch ein kluger, ja raffinierter Gestalter. So setzt er Höhepunkte selten, dafür aber mit enormer Wirkung. Vom schwebenden Beginn an sorgt er für Zugkraft, um dann, im langsamen Satz, berückende Schönheit zu inszenieren.
Er versteht die Kunst, Intensität zu erzeugen, ohne laut zu werden: Aus innerer Spannung kommt bei ihm die Kraft! Und so klingt es kraftvoll, aber nicht lärmend. Dass die Philharmoniker da zur Höchstform auflaufen, ist Ehrensache: Bruckner wurde zum Klangfest. Transparent, klangmächtig und hinreißend gebracht! AN