Nagelprobe
Ein bisschen Enttäuschung blieb schon zurück beim ersten Ministerrat der Regierung BB. Nur Fotos waren erlaubt. Keine Fragen, nicht einmal Stellungnahmen. Oder wenigstens Krapfen, wie beim ersten Pressefoyer nach dem Ministerrat unter Bundeskanzler Bruno Kreisky am 14. März 1972.
Schon klar, dass sich die neuen Ministerinnen und Minister erst ein Bild verschaffen müssen, bevor sie sich zu Sachfragen äußern. Und es leuchtet auch ein, dass diese Expertenregierung in der Zeit bis zur Wahl im September in erster Linie verwaltet statt gestaltet. „Caretaker Government“wird ein solches Kabinett in anderen Ländern genannt. Google übersetzt das prompt mit „Hausmeister-Regierung“, und das ist keineswegs eine Herabwürdigung. Gerade im roten Wien weiß jeder, dass die Hausmeister eine wichtige Instanz waren. Sie sorgten dafür, dass alles im Haus funktionierte. So wie das Team Bierlein jetzt den Status quo im gut bestellten Haus Österreich aufrechterhält.
Aber dann tauchen verstörende Videos von Festnahmen bei einer Demonstration auf. Und dann ist klar, dass auch einer „Hausmeister-Regierung“keine Atempause gegönnt ist. Wenn Polizisten sich mit Faustschlägen durchsetzen und ein Demonstrant fast von einem Polizeiauto überfahren wird, ist Schluss mit Verwalten. Zwei Ex-Innenminister haben sich schon zu Wort gemeldet. Für den neuen Innenminister Wolfgang Peschorn wird es womöglich die Nagelprobe.