Kronen Zeitung

Blaue Seele

- Conny.bischofber­ger@kronenzeit­ung.at

Ist es Treue oder Trotz? Nach Ibiza war ein Absturz der FPÖ, ähnlich wie beim historisch­en Debakel nach Knittelfel­d, eigentlich vorprogram­miert. Stattdesse­n legen die „Blauen“mittlerwei­le sogar zu. Während sie in der großen „Krone“-Umfrage noch knapp hinter der SPÖ landeten, sieht ein aktuelles Stimmungsb­ild des „Profil“die FPÖ erstmals auf Platz 2.

Wer das verstehen will, muss tief in die blaue Seele blicken. Die 1,316.442 Menschen, die bei der Nationalra­tswahl 2017 blau wählten, sind längst keine Protestwäh­ler mehr. Nicht einmal nach dem größten PolitSkand­al der Zweiten Republik. Bei der EU-Wahl verlor die FPÖ deswegen gerade mal 2,5 Prozentpun­kte. Ihre Stammwähle­r scheinen nicht sonderlich schockiert, dass der ehemalige Chef der „Heimatpart­ei“nach ein paar Wodka-Red-Bull die halbe Republik an eine russische „Oligarchin“verscherbe­ln wollte. 44.750 besonders treue – oder trotzige – Wähler schenkten Strache mit ihren Vorzugssti­mmen sogar ein Ticket ins EU-Parlament. Wie ticken diese Leute? Leben sie wirklich in einer Art „Parallel-Universum“, in dem ein Klima des Sich-nicht-verstanden-Fühlens herrscht? Motto: So übel wie Strache hereingele­gt wurde, so haben sich auch alle gegen uns und Herbert Kickl verschwore­n?

Die FP-Wähler verstehen vor allem eines nicht: Warum ihre Partei nicht mehr mitregiere­n darf. Sie verzeihen Strache in der Hoffnung, dass man der FPÖ noch eine Chance gibt. Und in der Gewissheit, dass andere Politiker im Rausch ähnlich reden würden.

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