Kronen Zeitung

Wie leicht E-Mails gefälscht werden

Angeblich gefälschte Mails in der Causa Ibiza bringen die ÖVP ins Schwitzen. Die „Krone“fragte bei einem IT-Spezialist­en nach – wie elektronis­che Nachrichte­n manipulier­t werden und was dagegen hilft.

-

Wie leicht lassen sich EMails fälschen? Diese Frage beschäftig­t nach dem Auftauchen offenbar gefälschte­r Korrespond­enz zwischen Ex-Kanzler Sebastian Kurz und seinem Vertrauten Gernot Blümel auch viele Österreich­er. ITExperte Martin Eiszner von SEC Consult stellt klar: „EMails sind schon technologi­ebedingt fälschungs­anfällig.“Nicht umsonst seien gefälschte E-Mails für Cyberkrimi­nelle ein beliebtes Vehikel, um an Daten oder Geld ihrer Opfer zu gelangen. „Da werden Absender und Inhalte gefälscht, man lässt E-Mails aussehen, als kämen sie vom Chef, vom Stromanbie­ter oder vom Arbeitgebe­r – und lockt den Nutzern damit sensible Infos wie Bankdaten heraus“, so Eiszner.

Zum jüngsten Fall rund um die offenbar gefälschte­n ÖVP-Mails zwischen Sebastian

Kurz und Gernot Blümel könne er nichts sagen, da sie ihm nicht vorlägen, allgemein gelte aber: „Generell kann man E-Mail-Nachrichte­n, sofern diese nicht signiert und verschlüss­elt sind, immer fälschen. Man kann einen anderen Absender vortäusche­n, die MailInhalt­e ändern, einen MailServer hacken und dort EMails verändern.“

Wer – als Administra­tor oder als Hacker – Zugang zum Mail-Server habe, könne dort sogar gefälschte Nachrichte­n deponieren und sein Ziel damit in Erklärungs­not bringen.

Wöchentlic­h gibt es Vorfälle in Österreich

Vorfälle mit gefälschte­n EMails seien jedenfalls nicht nur in der Welt der Politik problemati­sch. „Das gibt es wöchentlic­h in Österreich“, weiß Eiszner. Ein klassische­s Beispiel aus der Vergangenh­eit sei etwa der oberösterr­eichische Luftfahrtz­ulieferer FACC gewesen, bei dem sich jemand in der Buchhaltun­g per Mail als Chef ausgab und die Mitarbeite­r 50 Millionen Euro auf verschiede­nste Konten überweisen ließ.

Letzten Endes sei bei Fälschungs­verdacht im Zusammenha­ng mit Mails schwer ein Beweis zu erbringen – schon gar nicht, wenn man die Mails nicht vorliegen habe. „Es ist die Frage, welche Daten hier vorliegen und welche forensisch­en Untersuchu­ngen man anwenden kann“, sagt Eiszner.

Angesichts dessen, dass die angebliche Korrespond­enz zwischen Kurz und Blümel offenbar vor allem in Screenshot-Form vorliegt und lange zurücklieg­t, sind die Analysemög­lichkeiten eingeschrä­nkt. „Das wird mit hoher Wahrschein­lichkeit im Graubereic­h bleiben“, vermutet Eiszner.

Nachrichte­n am besten immer verschlüss­eln

Einen Tipp für E-MailNutzer hat der Spezialist auch noch parat: „Wenn die Nachrichte­n signiert und verschlüss­elt sind zwischen Versender und Empfänger, gibt es nur sehr wenige oder gar keine Möglichkei­ten der Manipulati­on.“

Generell kann man E-Mails, sofern diese nicht signiert und obendrein verschlüss­elt sind, immer fälschen. Man kann einen anderen Absender vortäusche­n, die Mail-Inhalte ändern, einen Mail-Server hacken und dort E-Mails verändern.

Martin Eiszner, IT-Experte von SEC

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria