Sperrstunde für immer mehr Wirte
Zu viel Aufwand, Bürokratie und Nachwuchssorgen
Die Kirchenglocken läuten zum Gottesdienst, die Dorfbewohner strömen nachher ins benachbarte Gasthaus. Ein Bild, das die Jugend vieler von uns auf dem Land geprägt hat. Doch gerade in den letzten Jahren auch eines, das bald der Vergangenheit angehören könnte. Denn die Zahl der klassischen Wirte hat sich seit 1978 von rund 16.000 auf 8500 praktisch halbiert. Der legendäre Hans Moser hat es schon besungen: „Sperrstund is“. . .
Die Gründe für das langsame Sterben liegen auf der Hand. Kommen die Betreiber in Pensionsnähe, findet sich schlicht und einfach niemand, der sich den freizeitarmen Job des Gastronomen antun will. Ein Verkauf steht dann bevor. Und die Interessenten sind in der Peripherie und im ländlichen Raum meist Chinesen, Italiener und Türken. Während die Wirte mit Bier an
der Theke und klassischem Rindsgulasch auf der Speisekarte aussterben, werden an eben jenem Ort dann Pizza und Frühlingsrolle serviert.
Die bürokratischen Hürden wie die räumliche Trennung in Raucher und Nichtraucher, überbordende Bürokratie mit Registrierkasse und Co. und teils absurd strenge Vorschriften tragen ihren Teil dazu bei: Immer mehr geben auf. Zusätzlich verschlafen viele die notwendige bauliche Modernisierung, oder es fehlt einfach das Geld dafür. Und Arbeitskräfte in der Gastronomie sind ebenfalls immer schwerer zu finden.
Viele weichen auf andere Bereiche aus. Die Zahl der Cafés bleibt gleich, Nischen wie Vinotheken sind aufgrund weniger harter Auflagen attraktiver. Und so gibt es Gegenden, in denen kein „echter“Wirt mehr ist. Damit geht aber die Stammtischkultur und somit ein wichtiger sozialer Treffpunkt für immer verloren.