Kreidezahm?
Ist es völlige Hirnlosigkeit? Ignoranz? Bewusste Provokation? Oder komplette Wurschtigkeit?
Auf jeden Fall ist es eine unverschämte Frechheit, dass die FPÖ, wie das „profil“aufdeckte, ausgerechnet einen ihrer ärgsten Rechtsaußen, Martin Graf, in eine Sitzung des Nationalfonds für Opfer des Nationalsozialismus geschickt hat. Noch dazu, wo dieser dort kein Stimmrecht hat.
Martin Graf ist Mitglied der rechtsextremen, schlagenden Burschenschaft Olympia, als Student war er Ordner beim Auftritt eines deutschen Neonazis in Wien, 1997 formulierte er: „Die heutigen Staatsgrenzen wurden willkürlich gezogen, das deutsche Volkstum muss sich frei in Europa entfalten können.“2006 bekannte sich Graf zur „deutschen Volks- und Kulturgemeinschaft“. Die Liste der braunen Rülpser ließe sich lange fortsetzen.
Ausgerechnet diesen Martin Graf entsendet die FPÖ in den Nationalfonds, der 1995 gegründet wurde, um die besondere Verantwortung der Republik gegenüber den Opfern des Nationalsozialismus zum Ausdruck zu bringen.
David Lasar, einziger jüdischer Abgeordneter der FPÖ, der nun wegen Martin Graf nicht mehr kandidiert, spricht von einem „Affront gegen die jüdische Gemeinde und die Überlebenden des Holocaust“. Die Israelitische Kultusgemeinde stellt ihr Mandat ruhend, auch Nationalratspräsident Sobotka rügt die FPÖ.
Und was sagt das über den neuen FPÖ-Chef Norbert Hofer aus? Entweder hat er in seiner Partei nichts zu melden. Oder er ist doch nicht so sanft und kreidezahm ist, wie er gern tut.