Schacher mit 1000 Sozialwohnungen
Schacher mit 1000 Sozialwohnungen 460 Prozent Gewinn in fünf Jahren
Spekulanten nutzen ungeniert Gesetzeslücken, um mit Sozialwohnungen mitten in Wien schnelle MegaGewinne einzusacken.
Die Wiener stöhnen unter hohen Mieten. Und Spekulanten nutzen Gesetzeslücken, um mit Sozialwohnungen schnelle Mega-Gewinne einzusacken. Wohl nicht wirklich illegal, aber ein moralischer Betrug am Steuerzahler. Der Gesetzgeber will nachschärfen, die Liste Jetzt fordert noch strengere Regelungen.
Der Reihe nach: In den 1960er- und 70er-Jahren errichten die gemeinnützigen Bauträger Aichfeld/Pannonia, Riedenhof und Gesfö mittels Wohnbauförderung Tausende Wohnungen in Wien. Der Zins für die Bewohner war gedeckelt. Zwischen 2007 und 2014 kamen gefinkelte Anwälte und Spekulanten. Durch komplexe Verwischungsstrategien und Firmengeflechte kauften neue Eigentümer die drei Bauträger auf. Zumindest in einem Fall wurde offenbar gezielt die Aberkennung der Gemeinnützigkeit provoziert. Rund 1000 Wiener Wohnungen gingen an einen Badener Advokaten – zum Schnäppchen von im Schnitt 22.000 Euro pro Einheit (Durchschnittsgröße 57 Quadratmeter). Ein Gutteil dieser Wohnungen ist kurze Zeit später an die Wiener Privatbank weiter veräußert worden – laut Jetzt um 57.000 Euro. Ein schönes Körberlgeld für den Juristen (und sein Netzwerk), aber offenbar auch ein guter Kauf für die Bank.
Sie bietet nun die (teils leeren, zum Teil bewohnten) Unterkünfte um 124.000 Euro an. Als Vorsorgeobjekt für Betuchtere. Denn ist der Mieter einmal draußen, winken noch höhere Preise. Von 22.000 Euro auf 124.000 Euro für die gleiche Bleibe, das ist Gewinn von rund 460 Prozent. Und das innerhalb von wenigen Jahren. Davon können Wiener mit Bausparverträgen und Sparbüchern nur träumen. Einzelne Landesregierungen (Burgenland) wollen die Förderungen zurückklagen. Für Wolfgang Zinggl von Jetzt aber mit viel zu niedrigen Summen. Zinggl geht von einem Schaden von 250 Millionen Euro aus.
Damit sich solche Spekulationen nicht mehr rentieren, will der Bund gesetzlich nachschärfen. Laut Zinggl aber nicht ausreichend. Seine Forderung: Der Weiterverkauf gemeinnütziger Wohnungen soll erst nach 25 Jahren gestattet und die Mieten per Richtwert gedeckelt sein.