Kronen Zeitung

Vom lieben Gott

- michael.chalupka@evang.at

Ich rede gern vom lieben Gott. Bin ich doch auch der Überzeugun­g, dass der liebe Gott mich beschützt und bewahrt vom Aufstehen bis zum Schlafenge­hen. Und doch muss man aufpassen, wenn man vom lieben Gott redet, dass man ihn nicht verharmlos­t. Wir kennen das. Kommt uns im Wald ein Hund entgegen, den wir nicht einschätze­n können, dann entspannt es die Situation, wenn der Besitzer von Weitem ruft: „Der ist lieb und tut nichts!“Genauso, meint der deutsche Theologe Jürgen Ebach, könne auch die Rede vom lieben Gott verwendet werden, der lieb ist und nix tut. Die Rede vom lieben Gott kann auch eine Verharmlos­ungsformel sein.

Martin Luther hat geschriebe­n: „Gott ist ein glühender Backofen voller Liebe, der da reicht von der Erde bis an den Himmel.“Und diese glühende Liebe Gottes ist alles andere als harmlos. Wir wissen, die Liebe ist nie harmlos, sie kann auch schmerzen, sie kann fordern, sie kann vergeben und verzeihen, sie kann in erschrecke­nde Tiefen und auf ungeahnte Höhen führen. Sie ist nie nur lieb und nett und tut nichts. Vor allem aber hat die Liebe auch Konsequenz­en.

Die Liebe sieht Luther als Konsequenz unserer Erfahrung, von Gott geliebt und mit allem beschenkt zu sein, was wir zum Leben brauchen. Gottes Liebe hat Folgen. Wir wissen uns geliebt und können diese Liebe weitergebe­n – und das nicht zu knapp. Denn „Gott ist ein glühender Backofen voller Liebe.“Und Gott bäckt keine kleinen Brötchen.

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