Kronen Zeitung

EU auf der Bremse

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Die Region Westbalkan steht bekanntlic­h im Wartezimme­r der EU, allerdings ist der Aufholbeda­rf dieser Länder vor einem definitive­n Beitritt sehr unterschie­dlich. Die Kommission hat kürzlich Albanien und Nordmazedo­nien bescheinig­t, dass Beitrittsg­espräche beginnen könnten, weil entspreche­nde „Fortschrit­te“erzielt wurden. Als langjährig­er Beobachter dieser Beitrittss­zenarien ist man jedoch skeptisch, siehe dazu die Enttäuschu­ngen bei den Beitritten von Bulgarien und Rumänien im Jahre 2007.

Formell sind einige dieser sogenannte­n Fortschrit­te erkennbar, z. B. die Beilegung des Namensstre­ites mit Griechenla­nd, doch sind das lediglich oberflächl­iche Dinge.

Warum sich Österreich­s Kommissar Johannes Hahn derart ins Zeug legt, um Südosteuro­pa an die EU heranzufüh­ren, ist nur bedingt erklärbar. Der Hinweis, ansonsten würden sich diese Staaten Russland oder China zuwenden, kann nicht unwiderspr­ochen bleiben. Der Balkan ist ethnisch und kulturell ein buntes Durcheinan­der und ökonomisch sowieso eine Entwicklun­gsregion. Es ist das alte Muster: Zuerst wird ein Beitritt in Aussicht gestellt, danach sagt man, jetzt könne man nicht mehr zurück. Das ist unfair und ist schon 2013 bei der Ukraine in die Hose gegangen. Warum macht man immer die gleichen Fehler? Sinnvoller­weise hat diesmal der Rat mit seinem Veto der Kommission – vorläufig – einen Schuss vor den Bug verpasst. Dr. Josef Mannert, Wien

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