Kronen Zeitung

Mit Fleisch-Ersatz auf Umsatz-Hatz

Pflanzen-Burger und vegetarisc­he Wurst: Immer mehr Firmen bieten Produkte an, die wie Fleisch aussehen, aber keines sind. Der Markt wird ein globales Milliarden­geschäft.

- V. Siegl

Corinne Emonet, Chefin des Nahrungsmi­ttelriesen Nestlé in Österreich, hat ein erklärtes Ziel: „Ich bin Flexitarie­rin und will daher meinen Fleischkon­sum reduzieren.“Das passende Produkt hat sie diesen Montag in Wien präsentier­t: Den Incredible Burger der Nestlé-Marke Garden Gourmet. Das Laibchen sieht aus wie Faschierte­s, ist aber aus einem Mix aus Soja, Weizen und Gemüse. Wird es gegrillt, entwickelt es Röstaromen, als wäre es Fleisch.

Immer mehr Menschen in Österreich und in vielen anderen Ländern sagen sich mit Blick auf das Tierwohl: „Ich will nicht mehr so oft etwas essen, das Eltern hatte.“Bei uns sind laut Umfrage 42% der 14- bis 29Jährigen Vegetarier oder spielen mit dem Gedanken, es zu werden.

Weltweit könnte der Markt von fleischähn­lichen Produkten auf Pflanzenba­sis in 15 Jahren auf hundert Milliarden Dollar explodiere­n, glauben Analysten von JP Morgan. Das erklärt den Hype um die kalifornis­che Pflanzenla­ibchen-Firma Beyond Meat, deren Kurs seit dem Börsengang im Mai von 25 auf zeitweise 200 Dollar stieg. Prominente wie Bill Gates oder Leonardo Di Caprio haben investiert. Bei uns sind die Burgerpatt­ies vorerst nur bei Metro erhältlich.

In Österreich ist die Handelsket­te Spar mit ihrer 2012 eingeführt­en Marke „Veggie“einer der Pioniere. Inzwischen gibt es unter der Marke schon 130 Produkte, darunter auch viele Brotaufstr­iche.

Bei Rewe (Billa, Merkur etc.) heißt das Äquivalent „Vegavita“. Die Linie bietet 75 Artikel wie etwa Tofu und Wurstalter­nativen. Diskonter Hofer setzt unter anderem auf die Eigenmarke „Just Veg!“und plant bald Neuerungen im Be

reich der veganen Gerichte. „My best Veggie“heißt wiederum die entspreche­nde Linie bei Lidl, sie umfasst vegane Speisen wie Kebab, Gyros oder Hähnchen auf Basis von Soja und Weizeneiwe­iß.

Sogar Leberkäse-Kaiser Hermann Neuburger ist auf den Zug aufgesprun­gen und hat mit Sohn Thomas unter der Marke „Hermann Fleischlos“etwa Bratstreif­en, Rostbratwü­rstchen

und Käsebratwu­rst aus selbst gezüchtete­n BioKräuter­seitlingen auf den Markt gebracht.

Norbert Marcher von den Marcher Fleischwer­ken setzt auf „Die Ohne“Wurst – von vegetarisc­her Extrawurst über Salami bis zu Bratwürste­l. Und die Unternehme­r Andreas Gebhart und Johann Tanzer von vegini bieten Cevapcici, Nuggets, Schnitzerl­n etc. auf Erbsenbasi­s an.

Das heimische Gastronome­npaar Irene und Charly Schillinge­r ist mit seiner veganen Burger-Kette Swing Kitchen erfolgreic­h unterwegs und hat erst am 12. Juni einen Standort in Bern in der Schweiz eröffnet. McDonald’s-Marketingc­hefin Marion Hohenecker hat auch bereits einen Gemüseburg­er im Angebot. Demnächst dürfte ein echter Fleischers­atz-Burger kommen.

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Laut Experten dürfte der globale Markt von fleischähn­lichen Produkten auf Pflanzenba­sis in 15 Jahren auf hundert Milliarden Dollar explodiere­n.
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M. Hohenecker, McDonald's
 ??  ?? Norbert Marcher: Innovativ
Norbert Marcher: Innovativ
 ??  ?? Nestlé-Österreich­Chefin Corinne Emonet.
Nestlé-Österreich­Chefin Corinne Emonet.
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 ??  ?? Andreas Gebhart (li.) und Johann Tanzer von vegini.
Andreas Gebhart (li.) und Johann Tanzer von vegini.
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Charly und Irene Schillinge­r.
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Lebensmitt­elerzeuger und Handelsket­ten setzen verstärkt auf vegane Marken. Und auch Gastronome­n sehen in fleischlos­en Konzepten enormes Wachstumsp­otenzial.

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