Kronen Zeitung

Da ist alles biederes Mittelmaß!

Staatsoper Premiere von Verdis „Otello“, Adrian Noble, Myung-Whun Chung Ein neuer „Otello“für die Staatsoper! Man hätte ihn sich ersparen können. Denn Adrian Nobles Inszenieru­ng, die nach Royal-Shakespear­e-Company-Stil der achtziger Jahre ausschaut, ist

- Karlheinz Roschitz

Mittelmaß! Das ist offenbar die Maxime für diese Inszenieru­ng Nobles gewesen. Im hässlich phantasiea­rmen Bühnenbild von Dick Bird, in dem vier dunkelrote Riesenwänd­e hin- und hergeschob­en werden und gelegentli­ch Luster und ein goldenes Wappenembl­em herunterfa­hren, ereignet sich alles andere als ein Psychodram­a des Außenseite­r-Machos Otello, der hier ziemlich eindimensi­onal klischeeha­ft wirkt. Aber Inszenieru­ng und Ausstattun­g sind einander würdig – mittelmäßi­ges Kunstgewer­be!

Musikalisc­h vermag diese Aufführung – trotz des hervorrage­nd studierten Orchesters – kaum zu beeindruck­en: MyungWhun Chung am Pult lässt’s knallen und dröhnen, vieles wirkt handfest überzogen. Behutsame Phrasierun­g, subtile Farben und noble Ausdrucksw­erte sind rar, zu intimeren Momenten findet er nur im vierten Akt.

Und die Besetzung? Sie versucht ihr Bestes zu geben. Aber an frühere Abende – etwa mit Domingo, Freni, Stoyanova, Botha, Bruson, Struckmann – darf man sich da nicht erinnern.

Aleksandrs Antonenko ist ein verlässlic­her Otello mit Stimmgröße und -kraft und heldischem Metall. Myung-Whun Chung müsste ihn allerdings mit mehr Feingefühl führen. Olga Bezsmertna­s Desdemona gefällt dank ihres feinen Pianos und hat schöne, sanfte Momente wie im „Salce, salce“. Vladislav Sulimsky zeigt als Jago wenig Feuer und aufgestaut­en Hass. Jinxu Xiahou ist ein verlässlic­her Cassio, Margarita Gritskova eine noble Emilia. Eher kurzer Beifall. „Desdemona“Olga Bezsmertna

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Otello wird von den Abgesandte­n Venedigs abberufen: A. Antonenko.
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