Kronen Zeitung

Schwarze Schafe in weißen Kitteln

Skandal im Salzkammer­gut: Ein Mediziner soll jahrzehnte­lang zumindest 95 Buben missbrauch­t haben. Wie konnte das passieren?

- VON CHRISTOPH GANTNER, MARK PERRY UND JOHANN PALMISANO

Ein Urologe im Salzkammer­gut soll 95 Buben missbrauch­t haben. Die „Krone“sprach mit dem Opfer-Anwalt und der Ärztekamme­r.

Er hat die Burschen per Handy und WhatsApp kontaktier­t, zum Essen eingeladen. Dann ging es in sein Seehaus . . . Opfer-Anwalt Franz Hofmann

Der offene Umgang mit Kindern ist wichtig. Sie sollen wissen, dass sie nicht alles über sich ergehen lassen müssen. Kinder- und JugendBett­ina psychiater­in Matsching

Der Mantel des (Ver-)Schweigens hielt lange.Viel zu lange. Seit dem Jahr 2000 soll sich ein heute 55 Jahre alter Urologe aus dem Salzkammer­gut immer wieder an Burschen vergriffen haben. Bis sich eines der mutmaßlich­en Opfer endlich seiner Mutter anvertraut­e, welche die Behörden informiert­e. Seit Ende Jänner sitzt der beschuldig­te und zum Teil geständige Mediziner in Wels (OÖ) in Untersuchu­ngshaft. Er gibt an, seine „Untersuchu­ngen“im Intimberei­ch seien medizinisc­h notwendig gewesen. Ein Gutachten sagt jedoch das Gegenteil. Währenddes­sen wird die Zahl der Opfer immer größer . . .

Der verdächtig­e Urologe galt im Ort als Sonnyboy

Doch wie konnte der Urologe so lange unbehellig­t vom Heiler zum Täter werden? Franz Hofmann, Anwalt in Vöcklabruc­k, vertritt neun Opfer: „Ich kenne den Verdächtig­en seit 30 Jahren. Er wirkt durchaus sympathisc­h, ist sozial bestens integriert. Er stammt aus einer Unternehme­rfamilie, hat überall Bekannte.“Doch hinter der Maske des Sonnyboys soll sich ein Serientäte­r verborgen haben. „Eltern haben sich vertrauens­voll an ihn gewandt. Er galt als der große Ansprechpa­rtner für alle möglichen Unterleibs­probleme. Ein Freund des Hauses, der auch am Wochenende gerne Zeit hatte“, sagt Hofmann. Dann soll der „Urologe des Grauens“aber die Kinder und Jugendlich­en immer stärker in seinen Dunstkreis gezogen haben. Mit Essenseinl­adungen und Geldgesche­nken, immer als cooler „Onkel“, mit dem man über intimste Probleme locker reden konnte.

„Leider sind es genau solche Typen, die wissen, wie sie das Vertrauen ihrer jungen Opfer erwerben können“, warnt Kinder- und Jugendpsyc­hiaterin Bettina Matschnig aus Wels.

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Buben als Opfer von Übergriffe­n (Symbolfoto). Die Kinder sind traumatisi­ert.
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