Kenne keinen, dermit der Schule glücklich ist
Natalia Wörner (im Krimi „Unter anderen Umständen“, Fr., 20.15, ORF) über das gemeinsame Spiel mit Sohn Jacob vor der Kamera – und welche Spuren der Tsunami, 04 in Indonesien, in ihrem Leben hinterlassen hat
Natalia, in den letzten Wochen ist mit großer Regelmäßigkeit der Krimi „Unter anderen Umständen“gelaufen, in dem Sie die Hauptrolle spielen. Für die, die’s noch nie gesehen haben: Was unterscheidet diesen Krimi von den vielen anderen?
Das Besondere an unserer Reihe sind die Figuren, die sich immer weiterentwickeln, nicht statisch bleiben, wobei meine Rolle der Kriminalkommissarin Jana Winter sich für mich wie eine Schwester aus dem Norden anfühlt, die ich einmal im Jahr besuche. Die ruht in sich. Und da die Reihe in Deutschland ja bereits seit 2006 läuft, können die Zuschauer ihre Entwicklung, ihr Reiferwerden wunderbar mitverfolgen.
Ihr Sohn Jacob ist dreizehn. Wurde Ihre Schwangerschaft mit ihm nicht gleich in die Reihe miteingebaut?
(lacht) Ja, er war naturgemäß dann auch gleich der Sohn dieser Jana Winter . . .
. . . und ist es bis heute?
Jetzt wieder! Als Baby und Kleinkind hat er immer mal in einer Szene „mitgespielt“, als er dann größer wurde, wollte er nicht mehr – und jetzt macht er wieder mit!
Möchte Ihr Jacob vielleicht auch einmal Schauspieler werden?
Das ist schon ein Thema. Im Moment hat er Freude daran, macht sich ein Bild von meinem Beruf und macht dabei Erfahrungen unterschiedlichster Art. Ich ermuntere ihn auch, da er im Moment auch in der Schule Theater spielt. Er ist in einer Waldorfschule – wohin er auf eigenen Wunsch nach der internationalen Schule gewechselt hat – aber ob er dort glücklich ist, kann ich nicht sagen. Das mit dem Glück und der Schule ist so eine Sache: Ich kenne niemanden, der mit der Schule komplett glücklich ist. Viel
leicht ist es auch ein verkehrter Ansatz, das zu verlangen?
Sie waren‘s offenbar nicht: Sie haben viermal gewechselt?
Ja, weil ich mich nirgends beheimatet gefühlt habe, obwohl ich durchaus Freunde hatte. Ich hab etwas gesucht, was ich nirgends gefunden habe . . . Werte und Gemeinschaft. Aber bis heute ist es doch so, dass das gesamte Bildungssystem der Realität hinterherläuft. Wissen zu erwerben ist doch heute das Einfachste der Welt, wo doch jedes Kind schon sein Smartphone hat. Nebstbei: Den Kindern irgendwas über digitale Kompetenz beibringen zu wollen ist überhaupt lächerlich. Die können mit allem Digitalen doch so viel besser umgehen als wir! Digital Natives eben. Was wäre Ihrer Meinung nach entscheidend wichtiger?
Die Kreativität zu fördern ebenso wie die kritische Auseinandersetzung mit Meinungen, Haltungen und mit dem Internet – mit all seinen Vor- & Nachteilen. So lernen Jugendliche, ihren eigenen Standpunkt zu finden.
Sie engagieren sich für die „Kindernothilfe“. Aus dem großen Angebot möglicher sozialer Engagements – warum gerade dafür?
Weil Kinder nach Krisen und Katastrophen am verletzlichsten sind, am dringendsten
Hilfe brauchen. Zudem finde ich die Idee sehr gut, bei Projekten zu helfen, die sich dann in die Selbstständigkeit entwickeln sollen.
So, wie das mit Ihrer „Tsunami-Direkthilfe“passiert ist, nachdem Sie selber 2004 in Khao Lak den Tsunami überlebt haben.
Ja, dieses Erlebnis war eine echte Zäsur in meinem Leben und ist es bis heute geblieben; weil man das Leben anders betrachtet. Ich konnte dieses Erlebnis nie wegdrücken, und es hinterlässt bis heute in meinem Alltag seine Spuren; u. a. dadurch, dass ich mich immer wieder frage: Was ist für mich wichtig und worauf kann ich verzichten? Auf Theaterspielen zum Beispiel?
Nein, im Gegenteil! Ich hätte wieder große Lust dazu. Ihr habt ja in Wien auch so wunderbare Theater – zumindest im Publikum war ich dort öfters (lacht).
Sie sind ja bekanntlich die Partnerin des deutschen Bundesaußenministers Heiko Maas. Wenn Sie selber die Möglichkeit hätten, Politik zu machen – welche neuen Gesetze würden Sie gerne verabschieden?
Eigentlich keine, weil es meiner Meinung nach keinen Mangel an Gesetzen gibt. Es wäre aber durchaus wünschenswert, dass man die Gesetze, die es gibt, auch richtig und konsequent anwendet.