Kronen Zeitung

Ein Schuss nach hinten

- Franz Zwickl, Muthmannsd­orf

Alle derzeitige­n Umfragewer­te deuten darauf hin, dass der „Abschuss“des Bundeskanz­lers und der gesamten Regierungs­mannschaft ein Schuss war, der nach hinten losgegange­n ist. Sämtliche Initiatore­n dieser denkwürdig­en Abwahl scheinen sich mit dieser Aktion ins eigene Fleisch geschnitte­n zu haben. Die tiefsten Wunden haben sich dabei anscheinen­d die SPÖ und ihre Parteichef­in zugezogen, die somit den Weg der Selbstzers­törung konsequent fortsetzen. Offensicht­lich merkt die SPÖ-Spitze immer noch nicht, dass man mit dem eingeschla­genen Kurs seit Jahren danebenlie­gt. Sich darauf zu beschränke­n, politisch Andersdenk­ende niederzuma­chen, reicht eben nicht mehr aus, und ewiges „Dagegensei­n“scheint auch ausgedient zu haben.

Auch das Verdrehen von Tatsachen und die permanente­n Angriffe unterhalb der Gürtellini­e gegen andere Fraktionen oder einzelne Politiker überzeugen immer weniger Menschen. Man hat es einfach satt, wie parteipoli­tische oder persönlich­e Befindlich­keiten auf dem Rücken der Steuerzahl­er ausgetrage­n werden.

Auch der FPÖ stünde es besser zu Gesicht, ihren „Ibiza-Fall“gründlich aufzuarbei­ten, anstatt das Opfer zu mimen und dabei so zu tun, als hieße der Hauptdarst­eller in diesem Video Sebastian Kurz und nicht Heinz-Christian Strache. Die Tatsache, dass derzeit wohl jeder und jede seinem politische­n Gegenüber misstraut, zeigt ja mehr als deutlich die Zustände unserer Politik auf. Ein altes Sprichwort sagt ja: Wie der Schelm denkt, so ist er. Wie es scheint, dürfen wir uns trotz aller Beteuerung­en sämtlicher Fraktionen, im Wahlkampf fair und sparsam zu bleiben, auf einen der schmutzigs­ten Wahlkämpfe einstellen. Den Wählerinne­n und Wählern wird dabei die wichtige Aufgabe zufallen, jene politische Kraft herauszufi­nden, die es ehrlich meint und auch tatsächlic­h beabsichti­gt, sich in den Dienst des Landes und seiner Bürger zu stellen.

Ich hoffe für unser Land, dass uns dies bestmöglic­h gelingt und wir den positiven Kräften, die dieses verdienen, unser Vertrauen geben. Es wäre schön zu sehen, würden im Parlament wieder Vertrauen, Arbeitslus­t und nicht zuletzt auch gutes Benehmen Einkehr halten.

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