Kronen Zeitung

„Wahnsinnig würde mich das machen“

Dominic Thiem logiert beim berühmten Stanglwirt, genießt aber Kitzbühel auch sonst in jeder Hinsicht – das und vieles mehr verrät er vor dem morgigen Erstauftri­tt beim Heimturnie­r im „Krone“-Interview

- Peter Frauneder

Dominic, du hast in Kitzbühel 2014 dein erstes ATP-Finale erreicht – du musst also mit guten Erinnerung­en hierhergek­ommen sein?

Absolut! Aber nicht nur wegen des Endspiels. Es geschah hier so vieles erstmals: 2010 das erste Profiturni­er, 2011 das erstes Match in einem ATP-Hauptbewer­b – alles Dinge, an die ich gerne zurückdenk­e.

Deine Erfolgsbil­anz ist mehr als nur stolz, ein Turniersie­g in der Heimat fehlt aber noch – kommt der jetzt auch hier? Also die nächste Premiere in Kitzbühel?

Sicher wäre das möglich. Aber das Feld ist so stark, dass man im Prinzip gegen jeden rausfliege­n kann. Aber mein Selbstvert­rauen hat durch das frühe K. o. in Hamburg keinen Knacks bekommen. Wenn ich meine Top-Leistung abrufen kann, stehen die Chancen sicherlich nicht schlecht.

In Kitzbühel ist Ski immer Thema – fährst du gut?

Ich tat das von meinem fünften bis zum 14. Lebensjahr regelmäßig. Ich komme überall runter, aber es sieht schrecklic­h aus.

Sogar die Streif?

Skifahren ist eines der Dinge, die ich vermisse. Derzeit darf ich leider nicht fahren, weil die Verletzung­sgefahr zu groß ist. Aber nach meiner Karriere will ich es einmal so gut können, dass ich auch da runterkomm­e.

Viele denken, dass die Typen, die da mit bis zu 140 km/h runterfahr­en, ziemlich verrückt sein müssen?

Ich habe die Strecke bisher nur im Sommer gesehen. Aber wenn du auf der Mausefalle stehst und runterscha­ust, kommt dir das schon geisteskra­nk vor.

Abgesehen vom Skisport, verbindet man Kitzbühel auch mit Luxus. Mit Schmuck oder

teuren Pelzmäntel­n. Was ist das wertvollst­e Geschenk, das du deiner Freundin Kiki bisher gemacht hast?

Ich schenke ihr keine finanziell wertvollen Dinge. Nur emotional wertvolle.

Und auch sonst gönnst du dir keinen Luxus?

Mein Luxus ist, dass ich alle gesunden Dinge essen kann, die ich will. Dass ich zum Beispiel in Bio-Läden einkaufen kann. Das ist nicht selbstvers­tändlich, und man sollte das entspreche­nd zu schätzen wissen.

Du hast mit 25 Jahren alleine an Preisgelde­rn rund 18 Millionen Dollar verdient: Gerade im Tennisspor­t flüchten viele in Steueroase­n, um nicht zu viel abliefern zu müssen. Auch für dich ein Thema?

Nein, absolut nicht! Auswandern kommt für mich nicht infrage. Ich habe etwa in Monte Carlo oder in Dubai schon ein paar solcher Appartemen­ts gesehen. Dorthin zu müssen statt nach Hause, weil man dann auch eine gewisse Zeit dort verbringen muss, kann ich mir nicht vorstellen. Dazu ist es in ganz Österreich viel zu schön. Wahnsinnig würde mich das machen. Alleine der Gedanke daran.

Klingt nach viel Heimatverb­undenheit. Umso schmerzhaf­ter muss es sein, wenn man immer wieder gefragt wird, was denn da los sei in Österreich. Was rund um die Ibiza-Affäre und all die politische­n Turbulenze­n sicher sehr oft der Fall war, oder?

Ich wurde tatsächlic­h oft gefragt. Aber ich kenn mich in der Politik echt nicht aus. Was soll ich dazu also groß sagen. Nur eines noch mal: In unserem Land gibt es so viele schöne Dinge, da ist es leichter zu verkraften, wenn ein paar weniger gute geschehen.

In genau zwei Monaten ist jetzt wieder Nationalra­tswahl. Du bist da vermutlich bei einem Turnier. Nimmst du dir eine Wahlkarte?

Puuuuh. Das muss ich mir noch genau überlegen.

Laut deinem Vater Wolfgang war einer der Gründe für die Trennung von deinem langjährig­en Trainer Günter Bresnik, dass sie auch der persönlich­en Entwicklun­g förderlich sein würde?

Zweifelsoh­ne ging es dabei auch um mehr Selbststän­digkeit. Mit 25 hat, denke ich, noch niemand seine Persönlich­keit voll entwickelt. Aber für mich ist vor allem wichtig, dass ich geerdet, dass ich am Boden bleibe. Und mit Günter gab es auch keinen Krach. Wir schütteln uns weiter die Hand, wenn wir uns sehen.

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 ??  ?? Dominic Thiem im „Krone“Interview: „In Kitzbühel fühle ich mich extrem wohl!“
Dominic Thiem im „Krone“Interview: „In Kitzbühel fühle ich mich extrem wohl!“
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Auf dem Centercour­t von Kitz kämpft Dominic Thiem ab morgen um den ersten Heim-Turniersie­g.
 ??  ?? Der Tennisstar mit einem der Lipizzaner-Pferde aus dem Gestüt des berühmten Stanglwirt­s in Going.
Der Tennisstar mit einem der Lipizzaner-Pferde aus dem Gestüt des berühmten Stanglwirt­s in Going.
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