Kronen Zeitung

Schredder-Affäre auch um Kern

7 Festplatte­n aus Kanzleramt mit Steuergeld vernichtet

- Christoph Budin

Das „Reisswolf-Gate“beschäftig­t seit Tagen Österreich. Der damalige Chef der Social-Media-Abteilung von Kurz hatte im Mai, kurz vor der Abwahl im Parlament, fünf Drucker-Festplatte­n jeweils dreimal schreddern lassen und die Schnipsel sogar

noch mitgenomme­n – das Bezahlen der Rechnung über 76 Euro aber vergessen. In einem TV-Interview ging der heftig in der Kritik stehende Altkanzler Sebastian Kurz in die Offensive. Die ÖVP sei ein „gebranntes Kind“, die Vorgänge bloß „Schlampere­i“gewesen. Und er warf seinem Vorgänger vor, dass auch bei dessen Amtsüberga­be („ein normales Prozedere“) Datenträge­r vernichtet worden sind.

Sieben Datenträge­r für 2100 Euro zerstört

Christian Kern drohte prompt mit Klage. Auf seiner Facebook-Seite betonte der ehemalige SPÖ-Chef, alle Unterlagen seien gesetzesko­nform dem Staatsarch­iv übergeben worden: „Dass ein Mitarbeite­r meines Kabinetts mit Festplatte­n zu einer Privatfirm­a gegangen wäre um diese dort zu zerstören, ist selbstvers­tändlich nicht vorgekomme­n.“

Acht Seiten Originaldo­kumente samt Auftragsbe­stätigung vom 1. Dezember 2017 mit den genauen Seriennumm­ern der Multifunkt­ionsgeräte und deren Standorte in den Amtsstuben der Republik werfen nun doch ein gehörig schiefes Licht auf die rote Kanzlersch­aft. Geht es nach dem Akt „BKA-410.413“(siehe auch Ausrisse links), wurden für knapp 2100 Euro Steuergeld sieben getauschte bzw. ausgebaute DruckerDat­enträger vernichtet. Das wäre übrigens eine weitaus saftigere Rechnung als jene der Volksparte­i . . .

Fakt ist: Bei den sieben „aus datenschut­zrechtlich­en Gründen“zerstörten Festplatte­n kamen drei – eine direkt aus Christian Kerns Vorzimmer „109/2M“– vom Ballhauspl­atz. Weitere drei Festplatte­n stammen aus den Beständen des damaligen Wahlkampfl­eiters und Kanzleramt­sministers Thomas Drozda, nunmehr SPÖBundesg­eschäftsfü­hrer, und eine aus dem früheren Staatssekr­etariat von Muna Duzdar.

Damit geht die „Schredder-Schlammsch­lacht“zwischen den einstigen Koalitions­partnern wohl weiter.

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Ex-Kanzler Kern (SPÖ)
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Christian Kern droht Nachfolger Sebastian Kurz mit Klage. Jetzt hat der Altkanzler und frühere SPÖ-Chef offenbar auch seine „SchredderA­ffäre“.
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 ??  ?? Diese Unterlagen sollen die Vernichtun­g von sieben Druckerfes­tplatten im Auftrag des damaligen roten Bundeskanz­leramtes belegen.
Diese Unterlagen sollen die Vernichtun­g von sieben Druckerfes­tplatten im Auftrag des damaligen roten Bundeskanz­leramtes belegen.

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