Kronen Zeitung

„Handel ist kein Show-Hase“

Österreich-Chef von Rewe Internatio­nal, Marcel Haraszti, im „Krone“-Interview:

- Georg Wailand

Er gehört zu den absoluten Top-Managern in der Handels-Landschaft, was er sagt, hat Gewicht. Und Marcel Haraszti, Österreich-Chef von Rewe Internatio­nal mit 8,66 Milliarden Euro Umsatz, der mit rund 44.000 Mitarbeite­rn hierzuland­e erzielt wird, nimmt sich kein Blatt vor den Mund. Als leidenscha­ftlichen Händler stört es ihn, wie die Politik mit dieser so wichtigen Branche umgeht.

Marcel Haraszti im OTon: „Egal, ob es der Kampf gegen das Plastik ist oder gegen zu viel Zucker, immer wird der Handel quasi als Show-Hase präsentier­t, der dann so hüpft, wie es die Politik vorgibt. Das muss einmal ein Ende haben.“

Man schaue von selbst auf möglichst viel Österreich­Anteil (man führt 94.000 heimische Artikel im Sortiment, von mehr als 2500 Lieferante­n). Allein durch die Bio-Marke Ja! Natürlich wurden 3100 Arbeitsplä­tze direkt und indirekt geschaffen. Rewe bemüht sich, der gesellscha­ftspolitis­chen Aufgabe gerecht zu werden, doch, so Haraszti: „Wir müssen den mündigen Kunden respektier­en, der selbst entscheide­t, was er will!“

Der Handel werde von der Politik nicht immer klug behandelt. Ein Beispiel sei das rigide Ladenöffnu­ngsgesetz, das bereits 17 Jahre alt sei.

„Die Veränderun­g des Konsumverh­altens haben manche Kommerzial­räte nicht mitbekomme­n. Ich plädiere dafür, dass nur noch solche Funktionär­e in der Wirtschaft­skammer tätig sein sollten, die aktiv ein eigenes Geschäft betreiben und die nicht schon vor zwanzig Jahren ihr Gewerbe stillgeleg­t haben . . . “Zu oft werde „der Handel“für die Politik zum „bösen Handel“, man lege dieser Branche unnötig immer mehr Knüppel in den Weg. Zu den Preisvergl­eichen der AK, die stets berichtet, dass Lebensmitt­el in Deutschlan­d billiger wären, meint der ReweBoss: „In Österreich beträgt der Aktionsant­eil bis zu 35%, das müsste man fairerweis­e berücksich­tigen. Geschieht aber nicht!“

Mit der neuen jö-Karte habe man Innovation­skraft bewiesen: Sie gilt für mehrere Handelsbet­riebe und ist innerhalb kürzester Zeit mit inzwischen 3,2 Millionen Karteninha­bern zur „größten Kundenkart­e in Österreich geworden“. Von Billa, Merkur, Bipa, Penny, Adeg über OMV, Libro, Pagro, Interio, Zgonc bis Bawag kann man Punkte sammeln.

Für 3000 Stellen werden Mitarbeite­r gesucht

Der Datenschut­z werde akribisch eingehalte­n, dennoch bieten die Informatio­nen eine Chance, noch präziser auf die Kundenwüns­che einzugehen, „das ist die Digitalisi­erung des stationäre­n Handels“.

Mit 44.000 Mitarbeite­rn, davon 1700 Lehrlingen, ist die Rewe-Gruppe einer der größten Arbeitgebe­r im Land: „Wir suchen derzeit für 3000 Positionen Mitarbeite­r und könnten die Zahl der Lehrlinge auf 3000 erhöhen, würden wir sie bekommen.“So werde man auch in Zukunft z.B. Kassierinn­en brauchen: „Vielleicht nicht mehr so viele wie jetzt, dafür aber für neue Aufgaben wie Beratung, Abwicklung oder IT.“

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Marcel Haraszti: „94.000 heimische Artikel im Sortiment.“

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