„Handel ist kein Show-Hase“
Österreich-Chef von Rewe International, Marcel Haraszti, im „Krone“-Interview:
Er gehört zu den absoluten Top-Managern in der Handels-Landschaft, was er sagt, hat Gewicht. Und Marcel Haraszti, Österreich-Chef von Rewe International mit 8,66 Milliarden Euro Umsatz, der mit rund 44.000 Mitarbeitern hierzulande erzielt wird, nimmt sich kein Blatt vor den Mund. Als leidenschaftlichen Händler stört es ihn, wie die Politik mit dieser so wichtigen Branche umgeht.
Marcel Haraszti im OTon: „Egal, ob es der Kampf gegen das Plastik ist oder gegen zu viel Zucker, immer wird der Handel quasi als Show-Hase präsentiert, der dann so hüpft, wie es die Politik vorgibt. Das muss einmal ein Ende haben.“
Man schaue von selbst auf möglichst viel ÖsterreichAnteil (man führt 94.000 heimische Artikel im Sortiment, von mehr als 2500 Lieferanten). Allein durch die Bio-Marke Ja! Natürlich wurden 3100 Arbeitsplätze direkt und indirekt geschaffen. Rewe bemüht sich, der gesellschaftspolitischen Aufgabe gerecht zu werden, doch, so Haraszti: „Wir müssen den mündigen Kunden respektieren, der selbst entscheidet, was er will!“
Der Handel werde von der Politik nicht immer klug behandelt. Ein Beispiel sei das rigide Ladenöffnungsgesetz, das bereits 17 Jahre alt sei.
„Die Veränderung des Konsumverhaltens haben manche Kommerzialräte nicht mitbekommen. Ich plädiere dafür, dass nur noch solche Funktionäre in der Wirtschaftskammer tätig sein sollten, die aktiv ein eigenes Geschäft betreiben und die nicht schon vor zwanzig Jahren ihr Gewerbe stillgelegt haben . . . “Zu oft werde „der Handel“für die Politik zum „bösen Handel“, man lege dieser Branche unnötig immer mehr Knüppel in den Weg. Zu den Preisvergleichen der AK, die stets berichtet, dass Lebensmittel in Deutschland billiger wären, meint der ReweBoss: „In Österreich beträgt der Aktionsanteil bis zu 35%, das müsste man fairerweise berücksichtigen. Geschieht aber nicht!“
Mit der neuen jö-Karte habe man Innovationskraft bewiesen: Sie gilt für mehrere Handelsbetriebe und ist innerhalb kürzester Zeit mit inzwischen 3,2 Millionen Karteninhabern zur „größten Kundenkarte in Österreich geworden“. Von Billa, Merkur, Bipa, Penny, Adeg über OMV, Libro, Pagro, Interio, Zgonc bis Bawag kann man Punkte sammeln.
Für 3000 Stellen werden Mitarbeiter gesucht
Der Datenschutz werde akribisch eingehalten, dennoch bieten die Informationen eine Chance, noch präziser auf die Kundenwünsche einzugehen, „das ist die Digitalisierung des stationären Handels“.
Mit 44.000 Mitarbeitern, davon 1700 Lehrlingen, ist die Rewe-Gruppe einer der größten Arbeitgeber im Land: „Wir suchen derzeit für 3000 Positionen Mitarbeiter und könnten die Zahl der Lehrlinge auf 3000 erhöhen, würden wir sie bekommen.“So werde man auch in Zukunft z.B. Kassierinnen brauchen: „Vielleicht nicht mehr so viele wie jetzt, dafür aber für neue Aufgaben wie Beratung, Abwicklung oder IT.“