Dunkles Netz
Schon manche verbalen Ergüsse in den Sozialen Netzwerken lehren einen das Fürchten. Doch das dürfte noch gar nichts sein gegen die Seite, die die „dunkelsten Bereiche des Internets“verspricht. „8chan“nennt sich die virtuelle Kloake, in der Menschen ungefiltert ihren Hass ausschütten. Nach dem Massaker in El Paso geriet die Plattform aus den Untiefen des Internets wieder ins Licht der Öffentlichkeit. Denn hier kündigte der Attentäter seine Tat an, wie davor schon die Attentäter von Christchurch und Pittsburgh.
Während eines Drogentrips erträumte der „8chan“-Gründer Fredrick Brennan eine „Utopie der Meinungsfreiheit“. Doch schnell tummelten sich hier vor allem Rechtsextremisten, die sich in ihrer hasserfüllten Hetze auf anderen Seiten eingeschränkt fühlten. „Shitpostings“nennen sie die Beiträge in diesem braunen Sumpf. Brennan distanziert sich längst von dem Monster, das er geschaffen hat – es sei zum „Megafon für Massenmörder und zu einer Rekrutierungsseite für gewalttätige weiße Nationalisten“verkommen.
Hier werden die Mörder gefeiert, hier wird radikalisiert, hier werden aus Worten sichtlich Taten. Der Christchurch-Attentäter gab zu, er habe genug vom „Shitposting“und wolle etwas „in der echten Welt“unternehmen.
Hetze hat nichts mit Meinungsfreiheit zu tun, sie sät Hass, der sich seinen Weg in die „echte Welt“bahnt. Man muss endlich einen Weg finden, sie strenger im Internet zu ahnden – bis in die dunkelsten Bereiche.