Kleine Beute, schwere Folgen
Taschenraub brachte 17-Jährigem 100 € und Prozess, Opfer mehrfache Brüche
Musste das denn wirklich sein? Eine 77-jährige Wienerin erlitt bei einem Sturz mehrfache Brüche und Prellungen, war lange im Spital und kämpft nach wie vor mit den Folgen. Sie stürzte, als ein 17-Jähriger ihr die Handtasche raubte. In der Geldbörse hatte das Opfer knapp 100 Euro – und dafür muss es so leiden?
Der 17-Jährige fuhr mit dem Stiefvater und der Mutter einkaufen. Dann wollen Zeugen gesehen haben, wie der Serbe die Frau beraubt, das Auto mit den Eltern langsam nebenherfährt, bis der Lenker dem 17-Jährigen nach der Tat in den Pkw hilft und schnell wegfährt.
Auf der Anklagebank sitzt aber nur der Sohn. Die Eltern leugnen, mit dem Raub zu tun zu haben. Sie waren nicht zum Prozess angereist.
Auch der 17-Jährige (Anwalt Erich Gemeiner) beteuert, dass die Eltern von seinem Vorhaben nichts gewusst hätten: „Ich habe die Frau an der Tasche gezogen, sie mit der Schulter gestoßen.“– „Was ist dann passiert?“, fragt Richterin Martina
Frank. „Ich weiß nicht, ich bin weggelaufen, weil ich so Angst hatte“, sagt er, „ich wusste ja nicht, dass sie sich so verletzt.“Mit dem Geld hätte er sich sechs Packungen Zigaretten gekauft.
Die 77-Jährige quält sich mit Krücken in den Gerichtssaal.
Die hat sie vor dem Unfall nicht gebraucht, und wie lange sie noch nötig sind, ist ungewiss. „Ich habe laut ,Hilfe!‘ gerufen“, sagt sie, „ich konnte ja nicht mehr aufstehen . . . “
3 Jahre Haft, eines davon unbedingt.
Das Opfer erlitt mehrfache Brüche, Prellungen, eine Platzwunde. Es musste in einem Traumazentrum behandelt werden und war drei Monate im Spital.
Privatbeteiligtenvertreter Philipp Wolm