Kronen Zeitung

Kleine Beute, schwere Folgen

Taschenrau­b brachte 17-Jährigem 100 € und Prozess, Opfer mehrfache Brüche

- Silvia Schober

Musste das denn wirklich sein? Eine 77-jährige Wienerin erlitt bei einem Sturz mehrfache Brüche und Prellungen, war lange im Spital und kämpft nach wie vor mit den Folgen. Sie stürzte, als ein 17-Jähriger ihr die Handtasche raubte. In der Geldbörse hatte das Opfer knapp 100 Euro – und dafür muss es so leiden?

Der 17-Jährige fuhr mit dem Stiefvater und der Mutter einkaufen. Dann wollen Zeugen gesehen haben, wie der Serbe die Frau beraubt, das Auto mit den Eltern langsam nebenherfä­hrt, bis der Lenker dem 17-Jährigen nach der Tat in den Pkw hilft und schnell wegfährt.

Auf der Anklageban­k sitzt aber nur der Sohn. Die Eltern leugnen, mit dem Raub zu tun zu haben. Sie waren nicht zum Prozess angereist.

Auch der 17-Jährige (Anwalt Erich Gemeiner) beteuert, dass die Eltern von seinem Vorhaben nichts gewusst hätten: „Ich habe die Frau an der Tasche gezogen, sie mit der Schulter gestoßen.“– „Was ist dann passiert?“, fragt Richterin Martina

Frank. „Ich weiß nicht, ich bin weggelaufe­n, weil ich so Angst hatte“, sagt er, „ich wusste ja nicht, dass sie sich so verletzt.“Mit dem Geld hätte er sich sechs Packungen Zigaretten gekauft.

Die 77-Jährige quält sich mit Krücken in den Gerichtssa­al.

Die hat sie vor dem Unfall nicht gebraucht, und wie lange sie noch nötig sind, ist ungewiss. „Ich habe laut ,Hilfe!‘ gerufen“, sagt sie, „ich konnte ja nicht mehr aufstehen . . . “

3 Jahre Haft, eines davon unbedingt.

Das Opfer erlitt mehrfache Brüche, Prellungen, eine Platzwunde. Es musste in einem Traumazent­rum behandelt werden und war drei Monate im Spital.

Privatbete­iligtenver­treter Philipp Wolm

 ??  ?? Die Frau wurde schwer verletzt, die Beute war klein. – Rechts: Anwalt Erich Gemeiner.
Die Frau wurde schwer verletzt, die Beute war klein. – Rechts: Anwalt Erich Gemeiner.
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