Das Unpolitische
Brigitte Bierlein ist eine in jeder Hinsicht bemerkenswerte Frau. Stolzen 42 Prozent der Österreicher ist sie laut Politbarometer von „Heute“positiv aufgefallen, übertroffen nur noch vom Bundespräsidenten. Ihr Motto machte die erste weibliche Bundeskanzlerin des Landes von Anfang an klar: „Grundsätzliche Zurückhaltung“im Umgang mit Medien, „Kontakte nur mit Fachjournalisten“, nahm sie immerhin zurück. Und gewährte zuletzt – für Hintergrundgespräche, keine Interviews! – sogar Audienz im Bundeskanzleramt. Auch uns, wie Sie morgen ausführlich in der „Krone bunt“sehen und lesen können.
Keine Interviews bedeutet, dass Frau Bierlein keine politischen Fragen beantworten möchte. Das ist zwar ihr gutes Recht und irgendwie auch nachvollziehbar, weil es reine Statements blieben, ohne Konsequenz, nicht beschlussoder gar durchsetzungsfähig. Und weil sie immer gesagt hat, dass diese Regierung sich nicht inszenieren werde. Aber diese Abschottung ihrer Person von der politischen Bühne ist auch sehr schade. Zumal man die Chefin der Beamten-Übergangsregierung sehr wohl auf Fotos von roten Teppichen, Festspielen und Partys oder als Hundepatin, mit einem süßen Welpen im Arm, bewundern darf.
Das Bild, das sie damit vermittelt, ist ein ambivalentes. Den Diskurs meiden, aber doch ein bisschen Smalltalk führen. Eines wird dabei gern außer Acht gelassen. Auch oder gerade das vermeintlich Unpolitische ist zutiefst politisch.