Kronen Zeitung

Ein Paradies für Stammgäste

„Wir sind Gewohnheit­stiere“, erzählen Michi und Klaus aus NÖ unserer Urlaubsrep­orterin Anna Haselwante­r. Die beiden kommen nach Jesolo, weil „hier alles so ist, wie immer“

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New Hotel steht in großen Lettern auf einem Schild vor dem Gebäude, das aussieht wie jedes andere in Jesolo auch. Ein eckiger Kasten, ein viel zu großer Legostein mit Balkonen an der Wand.

Tritt man in das Haus ein, wird aber schnell klar – das einzig Neue an diesem Hotel ist der Name. Ein Lift mit einer schweren Tür wartet auf die Hotelgäste, die Knöpfe sind abgegriffe­n, die Kabine eng, klein – und irgendwie müde von all den Abertausen­den Touristen, die dieser die zahlreiche­n Stockwerke hinauf- und hinabtrans­portiert hat.

Wirklich alles in diesem Hotel sieht aus wie aus den frühen 90ern. Der braune Fliesenbod­en in den Zimmern, das Bad mit der kleinen Dusche und der Kunstrasen, der zentimeter­genau um

den chlorgeträ­nkten Pool gelegt wurde.

Italienisc­hes Bier, alte Freunde und der Strand

Michi und Klaus sind nicht in diesem neuen alten Hotel abgestiege­n. Aber auch sie kommen seit zehn Jahren in dieselbe Unterkunft, pflegen freundscha­ftliche Beziehunge­n zum Personal. „Auch die Strandbar ist immer dieselbe“, erzählt Klaus, der sich freut, wenn er bekannte Gesichter wiedersieh­t. „Nein, hier verändert sich wirklich nichts“, sagt Michi, der leider nicht auf das Foto wollte. „Nur manche Geschäfte vielleicht“, wirft er ein – aber das falle nur den Frauen auf. „Die sagen dann, schau, da war letztes Jahr dieser oder jener Laden.“Die beiden Männer tangiere das aber wenig.

Auch Maria und Walther aus der Steiermark sind Stammgäste in Jesolo. „Walther hat zum 50er einen Jesolo-Urlaub von seiner Mutter geschenkt bekommen“, erzählt Maria von den Anfängen einer großen Liebe.

Michi und Klaus schätzen vor allem das italienisc­he Bier am Strand. „Mir ist es egal, ob ich in Wien vier oder

hier fünf Euro für das Bier zahle“, sagt Michi. „Viele hängen sich ja an so was auf, aber in einem Café am Stephansdo­m zahlt man auch mehr.“Bestellt wird aber auf Italienisc­h, das ist beiden Herren wichtig.

Wie schön, wenn alles bleibt, wie es einmal war

„Man weiß einfach, was man kriegt“, sagen die Niederöste­rreicher. Ein Urlaub ohne Überraschu­ngen kann eben selten böse ausgehen. Im „New Hotel“schmeckt das Croissant wie vor 20 Jahren – in einer Welt, in der sich alles rasend schnell verändert, tut ein bisschen Stillstand manchmal sogar gut.

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Jahren Walther die Liebe haben zu Jesolo vor neun entdeckt. Im New Hotel ist bis auf den Namen gar nichts neu – wie charmant.
Maria und Jahren Walther die Liebe haben zu Jesolo vor neun entdeckt. Im New Hotel ist bis auf den Namen gar nichts neu – wie charmant.
 ??  ?? Klaus aus NÖ kommt Jahr für Jahr und genießt sein Bier am Strand.
Klaus aus NÖ kommt Jahr für Jahr und genießt sein Bier am Strand.

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