Kreuzfahrtschiffen geht es an den Kragen
Massentourismus in UNESCO-Städten soll eingedämmt werden
VENEDIG. Erfolg für Venedig! Ab September sollen größere Kreuzfahrtschiffe nicht mehr über den engen Giudecca-Kanal am Dogenpalast vorbeigeführt werden. Der Beschluss der italienischen Regierung scheint aber noch nicht fix zu sein. „Es gibt noch keine Entscheidung“– so der Branchenverband Clia Europe.
Wie ein Wohnblock pressen sich immer noch riesige Kreuzfahrtschiffe in die enge Lagune Venedigs. Allein in dieser Sommersaison kam es bereits zu zwei kritischen Vorfällen: Ein Ausflugsboot kollidierte mit der „MSC Opera“– 4 Verletzte – und die „Costa Deliziosa“verfehlte nur knapp eine Jacht
im engen Hafen. Der Ruf nach einer Lösung für die schwimmenden Hotels wurde erhört, aber die alternativen Häfen Fusina und Lombardia auf dem Festland sind derzeit auf die Touristenschiffe nicht vorbereitet. Der Umbau der Terminals würde einige Jahre dauern. Vorerst wird ab Herbst nur ein Teil der Schiffe umgeleitet.
Im kommenden Jahr soll ein Drittel der Kreuzer von der neuen Regelung betroffen sein. Dann müssen die Besucher auch Eintritt für die Lagunenstadt zahlen.
Dubrovnik kämpft mit „Palästen auf dem Meer“
Das kroatische Dubrovnik kämpft ebenfalls mit der Invasion der „schwimmenden Paläste“. Touristen von 400 Kreuzfahrtschiffen besuchten im Vorjahr das UNESCO-Juwel am Mittelmeer. Die Besucher werden durch die Gassen geschoben. Jedes Selfie löst einen weiteren Stau in der Altstadt aus.
Seit diesem Jahr dürfen nur zwei Kreuzer gleichzeitig anlegen, ab Mittag dann drei. Ab 2020 wird die Zahl der Schiffstouristen sogar auf 4000 Passagiere pro Tag beschränkt, und wie in Venedig verlangt dann auch Dubrovnik eine Sonderzahlung für Besucher von zwei Euro. Ob dadurch der Massentourismus eingebremst wird, steht in den Sternen.
28,5 Millionen Urlauber reisten im Vorjahr mit dem Schiff und belasteten damit auch die Umwelt. Riesenkreuzfahrtschiffe verbrennen pro Stunde bis zu fünf Tonnen Schweröl.