Leid nach tödlichen Verkehrsunfällen
Schicksale einer Witwe, eines Opfers und eines schuldigen Lenkers
Mit gesenktem Kopf, eine rote Rose in der Hand, geht Elke S.
(Name geändert) wieder einmal zu dem Grab jenes Menschen, „der“, wie sie sagt, „alles für mich war – und immer alles für mich bleiben wird.“
„28 Jahre“, schluchzt die Burgenländerin, „muss ich nun schon ohne ihn sein; seit diesem schrecklichen Tag im August 1991.“Ihr Ehemann war damals mit seinem Auto auf der A 4 unterwegs gewesen, ein Lkw touchierte den Wagen. „Ein Polizeibeamter rief mich drei Stunden später an. Werner hätte bei dem Unfall eine Verletzung an der Halsschlagader erlitten . . . “
„Ich war wie in Trance“
Die Angestellte raste in das Krankenhaus, „dort warteten schon Ärzte auf mich, mit Beruhigungstabletten. ,Wir konnten ihren Mann leider nicht retten‘, erklärten sie mir.“Und danach? „Fühlte ich mich wie in Trance.“Sechs Monate vor dem Drama „hatten wir standesamtlich geheiratet, in drei Wochen hätte unsere kirchliche Trauung stattfinden sollen. Und nun rief ich unsere Gäste – 110 an der Zahl – an, und bat sie, statt zu einem Freudenfest zu einem Begräbnis zu kommen.“
Elke S. beerdigte ihren Mann in seinem Hochzeitsanzug, „mein weißes Kleid und den Schleier legte ich ihm mit in den Sarg. Und ich weigerte mich, es zu verstehen: dass Werner tot war. Dass unsere Pläne – ein Haus zu bauen, eine Familie zu gründen – ausgelöscht waren. Ich klammerte mich an den Gedanken, in einem Albtraum gefangen zu sein. “
Das Erwachen, es kam erst ein halbes Jahr später, „da begann ich die Tragödie zu realisieren“. Und dann? „Ich schaffte es, weiter meiner Arbeit nachzugehen. Aber an den Wochenenden „beamte ich mich weg. Mit Alkohol, denn damit konnte ich meinen Schmerz betäuben . . . “
Irgendwann das Erkennen, „dass ich nicht so weiter machen durfte“. Elke S. fand schließlich abermals einen Partner, bekam mit ihm einen Buben, „doch in meinem Herzen blieb Werner mein Mann“. War das vielleicht der Grund, warum sie den Vater ihres Kindes nie heiratete und die Beziehung mit ihm letztlich scheiterte? „Ich weiß es nicht.“
„Ich rede oft mit ihm“
„Jeden Tag rede ich mit Werner, erzähle ihm von mir.“Bekommt die 53-Jährige Antworten? „Lange gelang es mir, mit ihm zu kommunizieren. Aber 2009 brach er den Kontakt ab: ,Du musst endlich von mir loskommen‘, sagte er. Und er verstand nicht, dass ich das gar nicht wollte.“Die Frau glaubt fest an Gott: „Darum bin ich mir sicher: Im Himmel werden wir wieder zusammen sein.“
Ihre Freundinnen, sagt sie, „verstehen mich nicht. Sie meinen, ich würde Werner idealisieren und dass unsere Ehe mittlerweile vielleicht, wäre er noch am Leben, gescheitert wäre. Doch ich weiß, das stimmt nicht: Weil er einfach perfekt gewesen ist. So lieb, so gutmütig, der beste Mensch auf dieser Welt.“Elke S. steht jetzt am Grab ihres Mannes, legt die rote Rose darauf und sagt leise: „Werner, ich liebe dich.“
Ich beerdigte ihn in seinem Hochzeitsanzug und legte ihm mein weißes Kleid und den Schleier mit in den Sarg. Damit wollte ich ihm zeigen, dass uns selbst sein Tod nicht voneinander trennen kann.
Elke S. über ihre Hoffnung