In Gretas Namen
Um Missverständnissen vorzubeugen: Der Klimaschutz ist ein ernstes Anliegen. Und ja: Wenn vor Bad Vöslau das erste Löwenrudel gesichtet wird, ist es für Maßnahmen zu spät. Dennoch sollten wir andere schützenswerte Arten nicht vergessen. Z. B. die Bediensteten von Fluglinien, denen ein massiver Arbeitsplatzabbau droht, obwohl es über die Schädlichkeit dieser Fortbewegungsart durchaus unterschiedliche Berechnungen gibt. Oder die Gastronomen, die in den Einbau von Raucherzimmern ihr Vorletztes investiert haben (dass deren Sache derzeit auch zertifizierte Ungustln vertreten, ist nicht mein Problem, ich denke prinzipiell selbsttätig). Aber sich um die zu sorgen, ist uncool. Dafür stehen die Grünen vor der Wiederauswilderung, wobei mir die Löwen lieber wären.
Für all das verantwortlich ist Aktivistin Greta, die gerade auf einer von BMW gesponserten Yacht emissionsarm nach New York schippert. Selten war ich mit mir über eine Person so uneins. Einerseits freut man sich als emeritierter Demonstrant über die begeisterten jungen Leute. Andererseits: Was tun, wenn als Nächste die 28.600 Insassen der Wiener Kindergärten für eine verbindliche Osterhasenquote im Nationalrat ausrücken? Darüber könnte man beim Zustand des Parlamentarismus sogar diskutieren. Aber ich plädiere doch für Augenblicke des Nachdenkens, ehe wir uns Stimmungen bedingungs- und rückfragenlos in die Arme werfen. Sonst erwischt uns demnächst einer mit wirklich bösen Absichten.